http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0230
Abb. 3 Eine seltene Aufnahme: Die Verhaftung des Polizeioffiziers Franz Bernhard Aschoff zu Beginn
der Besetzung. Auf der Schwabentorstraße stehen vorn französische Panzer; im Hintergrund das
Schwabentor, noch mit dem Turmaufsatz von 1901.
(Stadtarchiv Freiburg, M 7092/2098, Photo E.C.P. Armees)
Versetzung, Rückstufung, Pensionierung oder Entlassung vorsah. Von den in städtischen
Diensten stehenden Personen waren bis zum Sommer 1945 bereits 120 vom
Dienst suspendiert oder entlassen worden.26 In jedem Stadt- und Landkreis wurden
Untersuchungsausschüsse gebildet, deren Vorschläge den in Freiburg ansässigen
Reinigungskommissionen zu übermitteln waren. Die „Ausmerzung aller noch vorhandenen
unsauberen Elemente" hatte man sich vorgenommen, aber die Wirklichkeit
sah oft anders aus. Der Freiburger Untersuchungsausschuss sprach von „beschämender
, fast allgemeiner Unehrlichkeit und Heuchelei, von krampfhaftem Bestreben
fast aller, ihre nazistische Vergangenheit zu verleugnen".27 Hinzu kam, dass
belanglose Fälle häufig zuerst untersucht, Entlassungen und Pensionierungen nicht
ausgeführt wurden, um nicht wichtige Mitarbeiter zu verlieren. Dies lag auch im Interesse
der Besatzungsmacht, die ein reibungsloses Funktionieren der Wirtschaft
wünschte. Als die Zeit immer mehr drängte, weil die Entnazifizierung auf Druck der
Militärregierung Ende 1946 zum Abschluss gebracht werden sollte, kam es zu eklatanten
Fehlurteilen nach dem Motto „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man
laufen", wie die Ehefrau eines Betroffenen bitter feststellte. In der Bevölkerung regte
sich Empörung bei der Veröffentlichung der Entnazifizierungsliste im Frühjahr
1947, außerdem wurde das Verfahren kritisiert. Immer weniger sah man die Not-
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