Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 232
(PDF, 59 MB)
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Herbst galt das Recht des Siegers - war bereits die Rede. Nun ging es um den Abbau
ganzer Firmen und ihrer Anlagen. Auf den Demontagelisten von November
1947 und Juli 1948 traf es in Freiburg vor allem die Firma Lytax-Werke, Optische
Geräte, die daraufhin die gesamte Belegschaft, 80 Personen, entlassen musste (1956
produzierte diese Firma jedoch wieder). Auf der Demontageliste stand ebenfalls die
Schnellwaagenfabrik Schafferer, die schließlich verschont wurde.36 Selbst Landesgouverneur
Pierre Pene hielt es für widersinnig, kleine Firmen zu demontieren und
große „Kriegs- oder Nazi-Unternehmen wie beispielsweise Daimler-Benz und
Burda" zu schützen.37 Unter dem Druck der Westalliierten mussten die Franzosen
schließlich ihre Forderungen auf ein Drittel der ursprünglichen Höhe reduzieren,
nachdem dies in der „Bizone" bereits im Oktober 1947 geschehen war.38

Man muss sich vergegenwärtigen, dass Frankreich die von den Deutschen
während des Kriegs verursachten Schäden ersetzt haben wollte und dass dies durch
Demontagen, Reparationszahlungen - die im übrigen unter alle Siegermächte verteilt
wurden - und durch den Export geschah. Exportiert wurde beispielsweise Holz
aus dem Schwarzwald - es sei nur an die „Franzosenhiebe" erinnert. Im Wagensteigtal
ist beispielsweise der gesamte Gemeindewald, 25 ha, von eigens angereisten
Elsässern abgeholzt worden. Trotzdem verstanden sich Badener und Elsässer: Gastfreundlich
luden die französischen Holzarbeiter gelegentlich die deutschen Forstbeamten
zu einem in dieser Zeit besonders willkommenen Vesper mit Rotwein und
Käse ein.39

Mit dem Export von Holz wurden reichlich Gewinne erzielt, ebenso wie mit Industriegütern
, die 1947 zu 50 Prozent an die französische Besatzungsmacht abgeliefert
werden mussten. Zu den Prioritätsbetrieben zählten außer den Forstbetrieben und
Sägewerken u. a. die Firma Rhodiaseta.40 Prioritätsbetriebe erhielten bevorzugt Arbeitskräfte
und Rohstoffe sowie zusätzliche Lebensmittel zugeteilt. Dadurch wurde
ein Keil zwischen die so Bevorrechtigten und die übrige Bevölkerung getrieben.

Die französische Militärregierung unterstützte den für sie lukrativen Export und
regte daher in Freiburg eine Exportausstellung an.41 Die Badische Industrie- und Ge-
werbeausstellung, kurz BIGA genannt, fand im Frühsommer 1947 und nochmals im
Sommer 1948 statt. Mit Erstaunen registrierte nicht nur die Besatzungsmacht, wozu
die badische Industrie trotz Rohstoffmangels, „wilder" Entnahmen und Demontagen
ganzer Industriebetriebe - die Uhrenindustrie wurde besonders geschädigt - fähig
war. Was für Hoffnungen verband sowohl das Wirtschaftsministerium als auch die
Bevölkerung mit dieser Ausstellung! Der Exporterlös sollte zum Einkauf von Rohstoffen
und Lebensmitteln dienen - eine die hungernden Menschen geradezu euphorisch
stimmende Nachricht. Internationale Handelsbeziehungen wollte man
knüpfen, aus dem engen Zonenkäfig ausbrechen. Zunächst hatte aber die Ausstellung
für einige Firmen negative Folgen, unter anderem blockierten die Franzosen die
Produktion bestimmter Waren. Von deutscher Seite wurden nun ebenfalls ernsthafte
Bedenken vorgebracht: Auf der einen Seite erliege die Industrie fast völlig, während
auf der anderen Seite durch solche Ausstellungen ein der Wahrheit nicht entsprechendes
Bild der industriellen Leistungsfähigkeit gezeichnet werde. Als die zweite
Exportausstellung im Sommer 1948 eröffnet wurde, geschah dies zeitgleich mit der
Währungsreform und der Veröffentlichung der letzten Demontageliste der französi-

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