Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 233
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sehen Besatzungsmacht. Verständlicherweise löste diese Demontageliste einen
Sturm der Empörung aus, der mit dem Rücktritt der badischen Regierung aus Protest
gegen diese neuerlichen Forderungen endete.42 Die Militärregierung war sich
durchaus bewusst, dass sie bei den Demontagen bisher mit aller Härte und ohne
Rücksicht vorgegangen war, aber erst Monate später, im April 1949, gab General
Koenig bekannt, dass von den 62 südbadischen Betrieben nun die Hälfte „endgültig
" aus den Demontagelisten gestrichen werde.

Das Verhältnis zur französischen Besatzungsmacht

Bei so widersprüchlicher Politik der französischen Besatzungsmacht wundert es
nicht, dass „Otto Normalverbraucher" damit nicht zurechtkam. Sein Bild schwankte
zwischen „Erbfeind" und höflichem Gentleman hin und her. „La politesse est une
vertu fran9aise" war auf einem Spruchband zu lesen, das nach dem Krieg über eine
Freiburger Straße gespannt war.43 Mit chevaleresker Höflichkeit wurden oft auch
Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt, wie der Freiburger Oberbürgermeister Dr.
Hoffmann Colonel Monteux bescheinigte. Nie habe er ein Wort des Vorwurfs oder
des Hasses geäußert, so lange er hier die Leitung der Militärregierung hatte.44 Gutes
wusste auch Frau P. zu berichten, eine von rund 400 bei der Besatzungsmacht Beschäftigten
. Dolmetscher waren sehr gefragt und wurden daher quasi zwangsverpflichtet
, mussten doch alle Befehle und Anordnungen übersetzt werden. Gelegentlich
entstanden dabei solche Stilblüten wie die Übersetzung von „Annonciation faite
ä Marie" (Mariä Verkündigung) mit: „Die Anzeige auf dem Bürgermeisteramt"! Als
Frau P. im Sommer 1945 ihre Tätigkeit aufgeben wollte, da sie - wie so viele - unter
Schwächeanfällen litt, sorgte ihr französischer Vorgesetzter dafür, dass sie und
ihre Kolleginnen künftig gegen Bezahlung von 1,50 RM in der Kantine der Besatzungsmacht
essen durften. Offizier in den Kolonien sei ihr Chef zuvor gewesen, erzählte
sie. Er habe die Politik der Deutschen für moderner gehalten als die seiner
Landsleute.

Eine einheitliche Politik der Franzosen gab es wohl ohnehin nicht. Dem standen
die divergierenden Interessen der Regierung in Paris, des Hauptquartiers der Militärregierung
in Baden-Baden und der einzelnen Provinzgouverneure entgegen.
Selbst innerhalb der Baden-Badener Regierung standen sich unterschiedliche Vorstellungen
und Konzepte einer künftigen Deutschlandpolitik gegenüber, auf die hier
nicht näher eingegangen werden kann.45

Über einiges war man sich jedoch im Großen und Ganzen einig: Die Bürger mussten
demokratisiert und umerzogen und das deutsche Staatswesen dezentralisiert werden
(was wiederum dem „Altbadener" Wohleb entgegenkam, der seit August 1947
Staatspräsident Badens war).46 Außerdem sollte das deutsche Wirtschaftspotenzial
so weit wie nur möglich genutzt werden, um das während des Krieges von den Deutschen
ausgebeutete Frankreich wieder aufzubauen. Bei der Realisierung dieses Programms
standen Frankreich einmal die eigene widersprüchliche Besatzungspolitik
entgegen, zum anderen die Vorstellungen von Amerikanern und Briten, vor allem
seit dem Frühjahr 1947 (als Stichworte seien genannt die Außenministerkonferenz
in Moskau und der Beginn des „Kalten Kriegs"). Die Diskrepanz zwischen Anspruch
- Demokratisierung und Umerziehung - und tatsächlicher Besatzungspolitik

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