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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 235
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mungspolitik Trumans - Containment policy - beginnt, das amerikanische Hilfsprogramm
nimmt Form an. Nun konnte die französische Regierung ihre Ziele nicht
mehr verwirklichen, eine Wende in der französischen Deutschlandpolitik trat ein.51
Im Herbst 1947 wurde die Abschottung der französischen Zone gelockert, es wurden
wirtschaftliche Beziehungen mit der „Bizone" aufgenommen. Amerika war der
große Retter in den Augen der Deutschen, die französische Politik war in eine Sackgasse
geraten. Bitter bemerkte einmal der in Umkirch residierende, von den Einheimischen
geschätzte Landesgouverneur Pierre Pene: „Selbst wenn nur ein Franzose
hier bliebe, würde er für all Ihr heutiges Elend verantwortlich gemacht werden."52
Gerade er, der Chef der badischen Militärregierung, hatte seine Vorgesetzten immer
wieder gedrängt, Baden nicht so sehr zu belasten, um die guten Beziehungen nicht
zu gefährden.53

Aber hatten die Deutschen überhaupt eine Vorstellung von einer „wahren Demokratie
", wurde sie ihnen von den Franzosen nahe gebracht? Gerade in der französischen
Zone sprachen 1950 zwei Drittel der Bevölkerung über schlechte Erlebnisse
während der Besatzungszeit, während es in der englischen Zone nur 37 Prozent waren
, wie eine Umfrage ergab.54 Der Brief einer jungen Frau aus Karlsruhe, das ja bis
zum Sommer 1945 französisch besetzt war und dann der amerikanischen Zone zugeschlagen
wurde, bestätigt diesen Sachverhalt. „Es war eine unbeschreibliche,
furchtbare Zeit, und wir haben mehr als einmal den Bombenterror wieder zurückgewünscht
, wenn wir diesen Terror dafür losgeworden wären ... Man war seines Lebens
nicht bei Tage und nicht bei Nacht sicher. Und erst die Vergewaltigungen von
den Marokkanern und den ganz Schwarzen! Glücklicherweise ist jetzt unter den
Amis in dieser und in vieler anderer Hinsicht Ruhe und Ordnung eingetreten. Wir
denken alle mit Schrecken daran, daß die Franzosen zurückkommen könnten." 55 Die
Angst vor dem „Franzosenschreck" steckte sehr tief in der Bevölkerung. Gleichzeitig
bestand jedoch auch auf französischer Seite Angst und Misstrauen, wie eine im
Februar 1947 in der Badischen Zeitung veröffentlichte amerikanische Umfrage verdeutlicht
:56 56 Prozent der Franzosen hegten Deutschland gegenüber wenig freundliche
Gefühle, bei den Engländern waren es nur 36 Prozent, bei den Amerikanern 23
Prozent. Dass Amerika aufgrund des Marshall-Plans - wie auch wegen seines Einsatzes
für eine wirtschaftliche Einheit Deutschlands - die größeren Sympathien ge-
noss, ist verständlich. Trotzdem ist es erstaunlich, dass die Politik der französischen
Besatzungsmacht auf so wenig Gegenliebe stieß, ließ sie doch gerade dem Land Baden
einen breiten Handlungsspielraum, es sei nur an das fortschrittliche Betriebsrätegesetz
und an die Sozialversicherungsreform erinnert.57 Erst Jahrzehnte später
wurde das Frankreichbild revidiert, nachdem neuere Forschungen die französische
Reform- und Demokratisierungspolitik offen legten.

Wende und Aufbruch

Rahmenbedingungen für die Wende

Anfang 1946 hatte Präsident Truman bezüglich der Ernährungslage noch geäußert,
dass es nicht den amerikanischen Idealen entspreche, die „Feinde" Hungers sterben
zu lassen, selbst wenn ihre Lage das Ergebnis ihrer Irrtümer und ihrer Fehler sei.58

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