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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 236
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Diese Sichtweise änderte sich bald im Zuge des beginnenden „Kalten Kriegs" (Frühjahr
1947). Auf dem politischen Parkett bahnte sich eine Wende in der Besatzungspolitik
an, die den Aufbruch ankündigte. Was die Alliierten nun brauchten, waren
Verbündete, ein Bollwerk gegenüber der Sowjetunion. Folge davon war der Marshall
-Plan, von dessen Wirtschaftshilfen auch die Deutschen profitieren sollten. Eine
ungewöhnliche Reaktion auf dieses Hilfsprogramm zeigte übrigens der Badische
Gewerkschaftsbund, der den Marshall-Plan unter dem Einfluss der kommunistischen
Gewerkschaften ablehnte, sehr zum Ärger der Freiburger Bevölkerung. Die ersten
Lieferungen aus dem Marshall-Plan bestanden in Lebensmitteln, die im Frühsommer
1948 die Kalorienzahl der ausgegebenen Nahrungsmittel auf die von den Franzosen
ursprünglich festgesetzten 1.550 cal ansteigen ließen. Aber noch fehlte etwas
Entscheidendes: eine Währungsreform.

Anfang 1946 war schon über eine „Erneuerung" der Währung diskutiert worden,
als sie in Österreich durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt befürchteten aber
viele, durch eine Abwertung völlig zu verarmen. „Wir haben nur mehr so wenig
Geld, daß wir, wenn eine Entwertung vorgenommen wird, unweigerlich in die größte
Not verfallen."59 Zu viele Ersparnisse waren bereits in die dunklen Kanäle des
Schwarzmarktes geflossen. Andererseits war aber ein Geldüberhang vorhanden, dem
keine Waren gegenüberstanden. Die sozialen Probleme kündigten sich also bereits
vor der Währungsreform an. Amerika drängte jedoch auf eine Abwertung, während
die französische Besatzungsmacht einer Währungsreform eher zögerlich gegenüberstand
, nicht zuletzt wegen der guten Exportmöglichkeiten.

Pläne für eine Reform lagen seit langem vor, denn in Freiburg hatte sich der Freiburger
Kreis schon Anfang der 40er Jahre mit dem Übergang von der planwirtschaftlichen
Kriegswirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Friedensordnung be-
fasst.60 Für die Freiburger Nationalökonomen Walter Eucken, Constantin v. Dietze
und Adolf Lampe setzte dies allerdings eine Währungssanierung voraus. Die Professoren
waren von 1945 bis 1947 für die französische Militärregierung als Gutachter
im Rahmen des Comite d'Etudes tätig, allerdings ohne mit ihren Vorstellungen
bei der Besatzungsmacht Erfolg zu haben.

Die Währungsreform und ihre Folgen

Inzwischen arbeiteten die Geldpressen jenseits des Ozeans bereits mit Hochdruck,
seit dem Frühjahr 1948 lagen die neuen Geldscheine im Keller der Frankfurter
Reichsbankhauptstelle, ohne dass die Bevölkerung davon wusste. Nur in der
Gerüchteküche brodelte es schon seit März. „Die Probleme, die uns in allererster
Linie hier beschäftigen, drehen sich um die Währungsreform. Alles spricht, denkt
und schreibt nur davon, und trotzdem hält man alles, was damit zusammenhängt, geheim
...," schrieb eine junge Frau an ihre Familie. Das war am 13. Juni 1948, eine
Woche vor der Währungsreform. Der Tag X rückte näher, zum letzten Mal wurde
mit „Zigarettengeld" bezahlt.61 Vor den Postämtern in Freiburg bildeten sich Schlangen
, da viele noch ihre Miete oder ihre Telefon-, Gas- und Stromrechnung mit dem
alten Geld begleichen wollten. Die Lebensmittelläden wurden restlos ausgekauft,
Unsicherheit und Nervosität herrschte in der Stadt. Man erfuhr nur, dass eine sogenannte
Kopfquote ausbezahlt werden solle. Am 19. Juni 1948 wurde abends um 18

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