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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 238
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0238
Uhr im Rundfunk verkündet: „Das erste Gesetz zur Reform der deutschen Währung,
das von den Militärregierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs erlassen
wurde, tritt am 20. Juni in Kraft. Abwertung 10:1. Die neue Währung heißt Deutsche
Mark." Über die wichtigsten Details berichteten am Samstag Sondernummern
der in Freiburg verbreiteten Parteiblätter und die Badische Zeitung. Am Sonntag
konnte jeder der 92.000 bezugsberechtigten Freiburger die ersten 40 von insgesamt
60 DM abholen.62

Zweifellos begünstigte die Währungsreform einseitig die Besitzer von Sachwerten
und enteignete bis zu einem gewissen Grad die Geldwertbesitzer, weil das Eigentum
an Grund und Boden, Maschinen und Waren von der Neuordnung unberührt
blieb. Es sollte noch Jahre dauern, bis die größten Härten durch entsprechende Gesetze
- z. B. den Lastenausgleich - gemildert wurden. Die Erwartung der Kleinsparer
, dass man ihre soziale Lage berücksichtigen und für sie eine Sonderregelung treffen
würde, erfüllte sich jedenfalls nicht.

Eine junge Frau berichtete über den Wandel nach der Währungsreform: „Es ist erstaunlich
, wie sich das Bild sofort schlagartig änderte. Die Auslagen in den Geschäften
machen einen geradezu friedensmäßigen Eindruck. Das ist freilich alles mit
Einschränkung verstanden. Aber für unsereins war der Umschwung doch, ich
möchte sagen, überwältigend. Alle Kleinigkeiten sind wieder da. Nicht nur Zahnbürsten
oder kleine Lederriemen für die Armbanduhr oder Bleistifte oder alle mögliche
Sorten von so dringend erwünschten Papierwaren. Kurz alle die Dinge, die es
jahrelang einfach nicht gab ,.."63 Ebenso euphorisch äußerte sich die Militärregierung
Freiburg in ihrem Jahresbericht.64

Eine soziale Reform?

Nach dem ersten Staunen vor gefüllten Schaufenstern wurde schon im Juli 1948 harsche
Kritik an der Währungsreform laut: 46 Prozent der zu diesem Thema Befragten
waren der Ansicht, dass man soziale Rücksichten hätte nehmen müssen auf die
Flüchtlinge, die Ausgebombten und die alten Leute.65 Sehr schnell klaffte die Schere
zwischen den teilweise frei gegebenen und kräftig ansteigenden Preisen und den
stagnierenden Löhnen auseinander. Im Herbst 1948 waren „die Massen unzufrieden
", wie sich Wirtschaftsminister Lais bei einer Tagung in Freiburg ausdrückte. Er
fürchtete, dass der Überdruck an sozialen Spannungen zu gewalttätigen Entladungen
führen könnte. In Freiburg kam es dann auch am 2. September 1948 zu einer
Großkundgebung auf dem Münsterplatz, bei welcher u. a. die Benachteiligung der
sozial Schwachen kritisiert wurde.66 Im November berichtete die Industrie- und
Handelskammer (IHK) Freiburg, dass „das Vertrauen in die D-Mark auf das
schwerste erschüttert" sei und dass man ganz offen von einem gänzlichen Rückfall
in die Verhältnisse vor der Währungsreform spreche, ja, man befürchte sogar erneut
eine Bewirtschaftung auf einigen Gebieten.67 Kurz darauf, am 23. November, verabschiedete
der Badische Landtag mit Einwilligung der Militärregierung das Gesetz
zur Aufhebung des Lohnstopps.

Der Arbeitsmarkt veränderte sich nun rapide: Waren im Juni noch 4.686 offene
Stellen im Kreis Freiburg ausgeschrieben, so war zwei Monate später die Hälfte davon
bereits mit „Arbeitswilligen" besetzt.68 Die Enttrümmerung ging ebenfalls

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