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Abb. 6 Zwei Monate nach der Währungsreform bemühte man sich in diesem Elektrogeschäft bereits
wieder um die Kunden. Dass es inzwischen Konkurrenz gab, hatte man bald begriffen.
(Stadtarchiv Freiburg, Photo Leif Geiges)
schneller vonstatten. Bei Klein- und Mittelbetrieben löste die Währungsreform jedoch
teilweise schockartige Wirkungen aus. Ich erinnere mich noch gut, wie mein
Vater - wir hatten eine Metzgerei - mit dem Kopfgeld für uns nach Hause kam, die
neuen Scheine auf den Tisch blätterte und deprimiert fragte, wie er davon Vieh kaufen
und die Angestellten bezahlen solle. Durch den Schwund der Guthaben - von
100 RM blieben schließlich noch 6,50 DM - waren viele Betriebe gezwungen,
Arbeiter zu entlassen oder zumindest die Arbeitszeit herabzusetzen. Ein weiteres
Problem stellten die vor der Währungsreform wegen Mangels an Arbeitskräften
übertariflich bezahlten Löhne und Gehälter dar, so dass Kurzarbeit unvermeidlich
war, schon wegen des fehlenden Absatzes. Geld war nur für das Notwendigste vorhanden
, die Leute sparten. Die Firmen entließen Arbeiter und Angestellte, die nun -
es gab noch keine Arbeitslosenunterstützung, nur eine Kurzarbeiterunterstützung -
von den außerordentlich niedrigen Beträgen der Wohlfahrt leben mussten. Für einen
Alleinstehenden betrug sie 1951 73 Mark monatlich. Ein Drittel davon verschlang
schon die Miete für ein möbliertes Zimmer.69
Besonders hart traf es Familien, deren Ernährer sich noch in Gefangenschaft befand
oder gefallen war. Bis zur Währungsreform waren zwar über 7.000 Kriegsgefangene
entlassen worden, auf 2.000 Freiburger wartete man aber immer noch.70
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