Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 252
(PDF, 59 MB)
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gerichtet, in der nun täglich für anfangs 1000, später dann über 2000 Schulkinder
eine Mahlzeit gekocht wurde. Fast eine Million Essensportionen sind hier im Lauf
von rund 2 Vi Jahren ausgegeben worden. Die Mahlzeiten wurden mit einem Segensspruch
eröffnet, der an der Stirnseite des Raumes stand: „Segne Vater unser Essen,
laß uns Haß und Neid vergessen!" Manchmal gab es für die Kinder zur Überraschung
ein kleines Geschenk, etwa ein Stück Seife, einen Waschlappen oder ein
Handtuch, auch mal eine Büchse Thunfisch oder eine Orange, eine Frucht, die viele
noch nie gesehen hatten in ihrem Leben; manche wollten sie daher wie einen Apfel
essen.18

Es blieb aber nicht bei der Direkthilfe. Eine vierte Baracke wurde als Näh- und
Flickstube eingerichtet. Acht Nähmaschinen wurden darin aufgestellt. Eine Schneiderin
stand zur Beratung und Anleitung zur Verfügung. Sie half beim Zuschneiden
und suchte das benötigte Material. Stoffe, Wolle und Nähzeug stellte die Schweizerspende
zur Verfügung. Rund 1500 Frauen aus Freiburg haben die Nähstube genutzt
, bis sie nach der Währungsreform aufgelöst wurde. Lange zuvor war die Nähstube
durch eine Schuhmacherwerkstatt ergänzt worden. Hatte man doch bei einer
Untersuchung von über 10.000 Schülern (was damals auch Schülerinnen bedeutete)
festgestellt, dass bestenfalls ein Drittel ordentliche Schuhe besaß. Die meisten hatten
nur jene „Holzklepperle" (Holzsandalen), mit denen man im Winter eiskalte
Füße bekam. Zwei Schumacher wurden von den Schweizern angestellt, die nun Tausende
von Kinderschuhen reparierten. Für den Ankauf des Leders hatte eine Lehrerin
an Basler Schulen das Geld gesammelt.19

Die Unterstützung notleidender Kinder stand im Vordergrund der Schweizerhilfe.
Als eine Untersuchung der hiesigen Kinderklinik katastrophale Fälle von Unterernährung
bei zahlreichen Kindern nachwies, wurden Freiplätze bei Schweizer Familien
zur Verfügung gestellt. Die deutsche Enklave Büsingen nahm Freiburger Kinder
für die Ferienwochen auf. Im Kindersanatorium „Des Alpes" in Beatenberg
konnten durch das Schweizer Rote Kreuz mehrmals über 200 Kinder für ein paar
Monate einen Erholungsaufenthalt genießen. Mit Mitteln der Schweizerhilfe konnte
die Stadt im Schulhaus von Littenweiler für besonders geschwächte Kinder eine
Tageserholung einrichten.

Von vielen weiteren Zeugnissen der Solidarität wäre zu berichten, vom Schweizer
Arbeiterhilfswerk, das über seinen Paketdienst pro Monat an die 50.000 Pakete
in Deutschland verteilte; von dem in Fribourg lehrenden Deutschschweizer Iserland,
der Lebensmittelsendungen für Kinder- und Altenheime in Freiburg wie auch eine
großartige Medikamentenspende für Kliniken und Ärzte organisierte; von dem
ideenreichen Chef der Schweizer Caritas, der einmal einen Hilfstransport per Schiff
von La Plata bis Rotterdam, von dort den Rhein herauf bis Basel und dann mit LKW
nach Freiburg dirigierte; von den Reformierten Kirchen in Baselland, die zusammen
mit dem Ökumenischen Rat in Genf über 50 Tonnen Lebensmittel und Bekleidung
zur Verfügung stellten.

Neben der Schweiz zeigten viele Länder in den Nachkriegsjahren ihre Solidarität
mit Freiburg: Irland half mit Butter und Speck, Schweden mit Lebensmitteln, Spanien
, der Vatikan, verschiedene Länder in Südamerika wären zu nennen, vor allem
aber auch Norwegen und die Vereinigten Staaten.20

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