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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 254
(PDF, 59 MB)
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könnten sich aus ihrer Schwäche und Hoffnungslosigkeit befreien, gewännen wieder
Energie: Es ging allmählich wieder aufwärts. Auch dies war mit der Formel
„Hilfe zur Selbsthilfe" gemeint. Eine ähnliche Wirkung hatte es, dass Torgersen
regelmäßig Lebertran an die Schulkinder verteilen ließ. So konnten die rachitischen
Krankheiten eingedämmt werden, die sich als Folge der Mangelernährung verbreitet
hatten.22

Es ist noch von einer anderen Tat des Norwegers zu berichten, dem Freiburg so
ans Herz gewachsen war. Es war kurz vor der Währungsreform. Der Freiburger
Oberbürgermeister Dr. Hoffmann erzählte ihm von dem Gerücht, das „Silber-
glöckle" vom Münsterturm sei nach der Beschlagnahme des Münstergeläutes durch
die Nazis nicht eingeschmolzen worden und befände sich irgendwo in Hamburg auf
einem Lagerplatz. Torgersen machte den Platz ausfindig, einen alten Bunker. Den
Wächter machten einige Päckchen Zigaretten (die damalige „Tauschwährung") gesprächig
: Da drin seien „Massen von Kirchenglocken" verriet er. In einem Verzeichnis
fand sich dann unter „Freiburg" eine Glocke von 75 kg, das Silberglöckle.
Für ein paar weitere Zigarettenpäckchen konnte Torgersen die Glocke mitnehmen.
Zum 50jährigen Priesterjubiläum von Erzbischof Gröber erklang das Silberglöckle
erstmals wieder von seinem heimischen Glockenstuhl.23

1949, vor 50 Jahren, konnte Torgersen seine Hilfsdienste für Freiburg beenden.
Die Not begann hier der Normalität zu weichen. Torgersen wirkte fortan im Dienst
der UN-Flüchtlingshilfe. Die Not war zu anderen Schwerpunkten gewandert und trat
mit neuem Gesicht in Erscheinung.

Hilfen aus den USA

Ende Juni 1949 konnte auch jene ausländische Organisation in Freiburg aufgelöst
werden, die das umfassendste Hilfsprogramm aufgebaut hatte: Die amerikanische
Quäkerhilfe.24 Hans-Josef Wollasch hat in seiner vergleichenden Bilanz aufgezeigt,
dass die humanitäre Deutschlandshilfe Amerikas die umfangreichste und intensivste
Leistung internationaler Solidarität in der Nachkriegszeit gewesen ist. Wie oben
schon angesprochen wurde, waren die Quäker in Philadelphia bereits im Sommer
1945 mit Freiburger Freunden in Verbindung getreten. Sie wurde gestützt durch die
persönliche Freundschaft von Professor Noeggerath mit MacMaster. Harry Pfund
übernahm mit seiner Frau die Leitung der Quäkerhilfe für die französische Zone mit
Sitz in Freiburg. Neben den Baracken der Schweizerhilfe am Alten Wiehre-Bahnhof
entstanden die Quäkerbaracken. Dort wurden Nahrungsmittel an Mütter von Säuglingen
und Kleinkindern verteilt: Zucker, Margarine, Kakao, Milchpulver, Babykonserven
, im Lauf der Jahre rund 220 Tonnen hochwertiger Lebensmittel. Mit Nahrungsgütern
wurden auch die Notküchen versorgt, in denen über 10.000 bedürftige
Freiburger - „Ausgebombte", „Fliegergeschädigte", „Kriegsheimkehrer" - ein Mittagessen
bekamen. Alleinstehende (Kriegerwitwen z.B.), alte Menschen erhielten
Lebensmittelpakete von den Quäkern. Für Krankenhäuser und Heime beschafften
die Quäker Medikamente. Fast 6000 Familien wurden mit Kleidung versorgt.
Unvergessen ist das Quäker-Studentenheim, das im Sommer 1947 auf der Hochallee
errichtet wurde an der Stelle, wo seit 1957 die Mensa 1 der Universität steht.
Hier trafen sich in den Wiederaufbaujahren Studierende zu internationaler Verstän-

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