Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 280
(PDF, 59 MB)
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und Hörspielautor, von dem Bert Brecht gelernt hat. Er war im Mai 1933 nach Paris
emigriert; sein letzter Text war ein Gebet, in dem er sich seiner Vaterstadt Freiburg
erinnert. Erinnert sie sich seiner?11

Auch Lotte Paepcke, Tochter des jüdischen Lederhändlers und Freiburger Stadtrats
Max Mayer muss noch ins Bild. Sie überlebte im Stegener Klosterversteck,
schrieb ab 1947 solche Sätze: „Aus meiner selbsterbauten Welt kehrte ich zurück in
die der andern, die nun wieder unsere gemeinsame werden sollte. Wir würden zueinander
in unsere Häuser kommen, und wir würden uns im Theater treffen, als wäre
nichts geschehen. Als hätten sie sich nicht erhoben von ihren Kanzleitischen und
wären herausgetreten aus ihren Türen um ihre Trottoirs reinzufegen von uns."12

Literatur in Freiburg ist manchmal etwas anderes als Freiburger Literatur. Rainer
Maria Gerhard schrieb sich 1947 mit 20 Jahren als Gasthörer der Universität ein,
lernte den Lyriker Claus Bremer kennen und machte mit ihm den zu dieser Zeit in
Deutschland einmaligen Versuch, als Übersetzer und Dichter einen geistigen und
poetischen Dialog mit den großen, in Deutschland erst später entdeckten amerikanischen
Poeten wie William Carlos Williams, Ezra Pound, Charles Olson und Robert
Creeley zu entfalten. Da gehen transatlantische Gedicht-Briefe hin und her, da greift
Gerhard in seinem evokativen Ton allem voraus, was zu dieser Zeit von deutschen
Lyrikern geschrieben wurde. Seine Freiburger Zeitschrift Fragmente erschien 1951
in wenigen Nummern und ergreift durch ihren Schwung ins große Sprach-Geistige
der Welt. Creeley schrieb ihm: „Die aufgäbe, Gerhard, / ist, genau zu sein, gleich /
von anfang an." Gerhard nahm das in seinem geschundenen Europa zu genau und

nahm sich 1954 das Leben. Was
wäre das Leben der Literatur in
Freiburg ohne seine Verzweiflung
und ohne seine hoffnungsvolle
Heftigkeit und seinen Vers:
„In den azurenen einsamkeiten
der alten kontinente / ein neu
zeichen zu aufbruch / ein alt zeichen
zu Untergang ..."13

Auf bruchzeit 1949, Wende-
zeit, Erwartungsland. Freiburg -
wie hältst du's mit der Kunst?

Die Städtischen Sammlungen
zeigen seit 1946 in erbauender
Retrospektive das gerettete
Erbe: Meisterwerke mittelalterlicher
Malerei - Mittelalterliche
Goldschmiedekunst - Kirchli-

Abb. 4 Der „Marienbrunnen" von
Richard Engelmann auf dem Stühlinger
Kirchplatz in einer Aufnahme von ca.
1960 (Stadtarchiv Freiburg, Photo
Böhm - Archiv Stober H 181)

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