Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 281
(PDF, 59 MB)
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che Gewänder des 15. bis 20. Jh. - Johann Christian Wenzingen Dazwischen aber
auch: Richard Engelmann, den 1935 als „Nichtarier" mit Berufsverbot diskriminierten
Bildhauer aus Kirchzarten. Oberbürgermeister Hoffmann betreibt den Ankauf
einer Skulptur, um dem Unrecht ein Zeichen der Wiedergutmachung entgegenzusetzen
. „Das Mädchen mit Schwamm von 1906, eine antikische Schönheit,
wird 1949 auf dem Aschoff-Platz aufgestellt, sakralisiert eine heile bürgerliche
Weltinsel, weit weg von der zerstörten Innenstadt. Der Nationalökonom Walter
Eucken rühmt die ausgleichenden Qualitäten des an Maillol geschulten Engelmann:
„In Freiburg wird es nach der Zerstörung darauf ankommen, das Gleichgewicht zwischen
Tradition und gegenwärtigem Leben zu halten. Engelmann ist ein Meister des
Gleichgewichts und des Maßes."

(Dass es wenig später gegen die Aufstellung eines Marienbrunnens von Engelmann
im Stühlinger zu antisemitischen Einwänden im Stadtrat kommt; dass der
Oberbürgermeister Dr. Hoffmann daraufhin den Brunnen kurzerhand aus den Einnahmen
seiner für's Theater gespielten Klavierkonzerte bestreitet; dass letztendlich
der Freiburg angebotene Nachlass Engelmanns 1997 ausgeschlagen wurde und nach
Weimar ging, sind bittere Fortsetzungen dieser Geschichte einer „Wiedergutmachung
".)

Nicht etwa künstlerischen Aufbruch, sondern bewahrende Pflege von „Gleichgewicht
und Maß" strebte man an, als man im April 1949 nach knauserigem Geschiebe
zwischen Stadt und Land die kleinste deutsche Kunstakademie in Freiburg begründete
. Als Leiter hatte man den 70-jährigen, als „deutschen Maillol" gepriesenen Wilhelm
Gerstel gewonnen, einen Apologeten des unverletzten Menschenbildes, wie es
die Kunst der Antike und der Renaissance überliefert, und leider auch die Nazistaatskunst
heroisiert und verspießert hatte. Die beiden nicht gerade wilden Maler
Emil Bizer und Adolf Strübe und der gestochen neusachlich, insgeheim schon auch
mal ungegenständlich zeichnende Rudolf Dischinger ergänzten das Tableau einer
wacker konservativen Besetzung „ohne überregionale Qualität" - so urteilte jedenfalls
1954 die Kultusverwaltung des neuen Landes Baden-Württemberg und löste
1956 die auch von Baden immer halbherzig gehegte Zwergakademie bis auf eine
Malklasse unter Hans Mayboden auf. Wohllebs Votum? Er hatte anstelle der Kunst
zwei Lehrer für Schwarzwälder Volkskunst installieren wollen. -

Ein anderes badisches Ziehkind der Franzosenzeit ist heute zu Unrecht völlig in
Vergessenheit geraten: Die von 1948 bis 1954 in Bonndorf arbeitende Staatliche
Kunsthandwerkschule. Deren Ansatz war zunächst, dem alten und darnieder liegenden
Schwarzwälder Kunsthandwerk wieder auf die Füße zu helfen, um Arbeitsplätze
im heimischen Gewerbe und Absatzchancen für heimische Produkte zu schaffen.
Der Bildhauer Walter Schelenz hatte sie, in Menzenschwand lebend, für Freiburg geplant
, entwickelte aber dann als Ideengeber und Gründungsleiter dieser originellen
Schule für Bonndorf ein an Bauhaus- und Werkbundkonzepte angelehntes ganzheitliches
Modell, dem er zunächst den Titel gab: „Über den wirtschaftlich nutzbringenden
Einsatz von Kunst und Kultur beim Wiederaufbau." Schelenz geht es dabei
nicht nur um das ästhetische, sondern auch ethische Ziel der Qualitätsarbeit. Es geht
ihm um die realistische Einordnung gut gestalteter Produkte und ihrer Werkstätten
in die ökonomische Umwelt. Da ist das Ziel der Arbeitsschule mit der überschau-

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