Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 319
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0319
Der Kunsthistoriker Daniel Parello, der die Restaurationsgeschichte der Freiburger Münsterfenster
detailliert untersucht hat, stellt Restaurationsfehler nicht in Abrede, gelangt aber zu
einer ausgewogenen Bewertung, die auch Positives erkennt und gelten lässt. In einem repräsentativen
Band, einer Veröffentlichung des Freiburger Stadtarchivs, publiziert er seine Ergebnisse
, die auch die Werke der Freiburger Glasmalerwerkstätten vor der Ära Geiges einbeziehen
, Restaurierungen und Neuschöpfungen.

In Wort und Bild dokumentiert er ein Jahrhundert historistischer Glasmalerei in Freiburg.
Er bietet geeignetes Material, um die Forschung zu ermuntern, an der Neuentdeckung dieses
Stils und dieses Kunstzweigs weiter zu arbeiten. Renate Liessem-Breinlinger

Louis Maier: Schweigen hat seine Zeit, Reden hat seine Zeit. Ein Sohn spricht vom Leben
und Schicksal der jüdischen Gemeinde in Malsch. Hg. von der Gemeinde Malsch. Verlag
regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2000. 192 S., Abb.

David Maier: Geburtsort Freiburg. Erinnerungen eines deutsch-jüdischen Engländers (Stadt
und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i. Br. Heft 18). Schillinger Verlag, Freiburg
2001. 56 S.,Abb.

Zwischen mächtigen Steinblöcken sind in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel die Namen
der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Baden zu lesen, darunter Malsch bei Ettlingen. Es
war die Heimat von Louis Maier, der im Sommer 1940 als 16-jähriger von seinen Eltern in
die USA geschickt wurde. Ein amerikanisches Kinderhilfswerk hatte die Reise organisiert. Da
der Weg nach Westen wegen des Frankreichfeldzuges schon abgeschnitten war, führte sie über
Moskau mit der transsibirischen Eisenbahn durch die Mandschurei und Korea nach Japan, von
dort über den Pazifik nach Kalifornien. Auch Louis Maiers Schwester schaffte die Reise quer
durch Asien in den Westen der USA, wo eine Pflegefamilie sie in Obhut nahm.

Die Eltern Maier teilten das Schicksal der Unglücklichen, die im Oktober 1940 im Rahmen
der berüchtigten badisch-pfälzischen Aktion nach Gurs in Südfrankreich deportiert wurden.
1942 kamen sie in Auschwitz ums Leben. „Parti sans adresse" stand auf einer Postkarte, die
Louis Maier aus San Francisco an die Baracke 25 im Camp de Gurs, Basses Pyrenees, unoc-
cupied France, geschickt hatte. „Retour ä l'envoyeur", zurück an den Absender, wurde drauf
gestempelt, und sie gelangte wirklich wieder in seine Hände, versetzte ihn in bange Unge-
wissheit. Die ganze grausame Wahrheit erfuhr er erst 1945. Als Dolmetscher war er mit den
US-Streitkräften nach Europa zurückgekehrt; eine Reise um die Welt aus schlimmem Anlass
hatte ihr Ende gefunden.

„Ich stecke in einem Dilemma voll Kummer und Schmerz", schreibt Louis Maier in seinem
Buch, worin er seine Erinnerungen an die jüdische Gemeinde in Malsch, das Schicksal seiner
Familie und seine Biographie aufarbeitet. „Schweigen hat seine Zeit, Reden hat seine Zeit"
wählte er als Titel der deutschen Ausgabe. Jahrelang ließ er seine persönliche Vergangenheit,
die ihn zornig und traurig machte, ruhen, dann überwand er sich, sie anzusprechen in der Hoffnung
, Einsicht, Verständnis und Versöhnung zu bewirken.

Man spürt, dass hier ein Mann von großer Sensibilität und tiefer Religiosität schreibt, auch
wenn es um ganz alltägliche Erinnerungen an seine Bubenzeit geht. Maier, Jahrgang 1924, studierte
nach seiner Zeit bei der Army Sozialwissenschaften an zwei amerikanischen Universitäten
. Er war bis in die 60er Jahre in einem jüdischen Gemeindezentrum tätig, wo er Holocaust
-Opfer betreute. Seit seiner Promotion 1970 ist er als Psychotherapeut tätig.

Sein Buch liest sich leicht. Es besteht aus 30 in sich geschlossenen Texten, die nicht zeitgleich
entstanden sind. Die unterschiedlichsten Zugänge sind denkbar: Interesse für den
Alltag in Alt-Malsch, die Auswirkungen der antisemitischen Politik seit 1933, das religiöse
Leben in einer ländlichen jüdischen Gemeinde, die zahlenmäßig im Schwinden war, seit den

319


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0319