Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
120.2001
Seite: 322
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2001/0322
Schloss Runkelstein. Die Bilderburg. Hg. von der Stadt Bozen unter Mitwirkung des Südtiroler
Kulturinstituts. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2000. 832 S., 736 Abb. im Textteil, ca. 300
Abb. im Katalogteil.

Der Untertitel könnte nicht treffender gewählt sein: Die Bilderburg. Denn ihren einzigartigen
Rang verdankt die Südtiroler Burg am Eingang des Sarntals dem reichen Bilderschmuck. Und
folgerichtig enthält fast jede Seite des wahrhaft gewichtigen Bandes mindestens ein Bild, das
dem Leser den kulturgeschichtlichen und künstlerischen Wert der berühmten Burg vor Augen
führt. Die Dokumentation bildet den Abschluss langjähriger Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten
und wurde zur Eröffnung einer großen Ausstellung über ritterliche Kultur des Spätmittelalters
vorgelegt. Dabei ist die Burg selbst der mit Abstand wichtigste Teil dessen, was
der Betrachter des 21. Jahrhunderts an Ort und Stelle erleben kann.

Das Bilder-Buch erschließt durch 33 Beiträge namhafter Historiker, Kunsthistoriker, Literatur
- und Sozialwissenschaftler die höchst wechselvolle Geschichte der Burganlage vom 13.
bis zum 20. Jahrhundert. Runkelsteins Blütezeit blieb freilich auf wenige Jahrzehnte begrenzt.
Sie ging zurück auf die Initiative eines wohlhabenden Bürgergeschlechtes aus Bozen. 1385 erwarben
die Brüder Nikolaus und Franz Vintler die durch kriegerische Auseinandersetzungen
beschädigte und wenig attraktive Burg. Schon drei Jahre später begannen sie mit großen Aus-
und Umbaumaßnahmen. Sie nutzten das Gebäude bewusst als Renommier- und Prestigeobjekt
, um ihren gesellschaftlichen Aufstieg weithin sichtbar zu machen. Das Innere ließen die
nichtadligen Auftraggeber mit großartigen Wandgemälden ausschmücken: Illustrationszyklen
zur heroischen und höfischen Epik, Szenen aus adligem Ambiente, Wappenfriese, alles in
einen architektonischen und floralen Musterteppich eingewoben.

Dem Besucher gaben die neuen Burgherren schon im Burghof Gelegenheit, sich auf Herrschaftssymbolik
einzustimmen, denn über eine Länge von etwa vierzig Metern grüßten ihn
hundert Könige und Kaiser aus vierpassförmigen Medaillons, von denen heute leider fast zwei
Drittel zerstört sind. Auch das heraldische Programm musste den lokalen Rahmen durchbrechen
und das Reich auf Runkelstein präsent machen.

Das gesamte Bildprogramm entstand in den Jahren 1390 bis 1407. Schon bald danach ging
die Burg an die verwandten Herren von Schrofenstein über und von diesen an Herzog Sigmund
von Österreich. Als 1490 König Maximilian I. die Burg besuchte, veranlasste er eine
Übermalung einiger erneuerungsbedürftiger Teile, mit der Maßgabe, die Bilder dem damaligen
Zeitgeschmack anzupassen.

„Bilderwelt" und „Weltbilder" lauten die Überschriften der beiden umfangreichsten Kapitel
des Bandes. Beide thematischen Schwerpunkte werden in dem gleichermaßen spannenden
Kapitel über die „Wiederentdeckung" erneut aufgenommen. Auf der Suche nach der verlorenen
Zeit des Mittelalters stieß der spätromantische Dichter Josef von Görres auf die Südtiroler
Burg und fühlte sich geradezu als deren Herold. Er leitete eine Restaurierungsgeschichte
ein, die zwischen Ruinenromantik und konservierender Neuschöpfung schwankte. Bald dienten
Runkelsteins Wandmalereien auch in andern Teilen des Reiches als Vorlagen und Ideenlieferanten
für historischen Wiederaufbau, etwa auf der Wartburg oder der Hohkönigsburg.
Gerade zu diesem Themenbereich stellt der Katalog instruktive Beispiele zusammen. Zeichnungen
verschiedener Maler des 19. Jahrhunderts demonstrieren ausführlich Formen der Rezeption
und Umbildung, ebenso wurde die Planungsmappe des für die Restauration im 19.
Jahrhundert verantwortlichen Architekten großzügig geöffnet.

Dieselbe Ausführlichkeit hätte man sich auch gerne bei den Erläuterungen zu verschiedenen
Exponaten gewünscht. So ist etwa der Text der Entstehungsurkunde Runkelsteins in
vollem Wortlaut wiedergegeben, die danebenstehende Abbildung aber zeigt, dass er nur einen
geringen Teil der Kopie, worin dieser überliefert ist, wiedergibt; der Kontext bleibt ausge-

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