Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 121
(PDF, 58 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0121
Benjamin Herder und Hermann Herder der Ältere.
Die zweifache Transformation des Herder Verlages

im 19. Jahrhundert*

Von

Wolfgang Hug

Im Herbst des Jahres 2001 feierte der Freiburger Verlag Herder mit einem großen Jubiläum
sein zweihundertjähriges Bestehen. 200 Jahre Kontinuität bedeuteten auch 200 Jahre Kontinuität
im Wandel. Man kann diese Kontinuität im Wandel als Transformation beschreiben.
Nachdem Bartholomä Herder als Verlagsgründer den Sitz des Unternehmens von Meersburg
nach Freiburg verlegt hatte, entwickelte er das Grundprofil des Verlagshauses mit historischpolitischen
, natur- und geisteswissenschaftlichen Werken sowie herausragenden Leistungen
auf dem Gebiet der Kartographie. Die 2. und 3. Generation der Verlegerfamilie hat mit einer
zweifachen Transformation des Unternehmens den Charakter dieses Freiburger Verlages so geformt
, wie man ihn in der ganzen Welt bis heute kennt. Diese Prägung durch Benjamin Herder
und Hermann Herder d. Ä. soll im Folgenden dargestellt werden.

Benjamin Herder in seiner Zeit

Er hat bei Lebzeiten seine Angehörigen eindringlich gebeten, nach seinem Tod nichts über ihn
öffentlich werden zu lassen.1 Benjamin Herder war ein ziemlich verschlossener Mensch. Und
er konnte kein öffentliches Aufsehen um seine Person leiden. Insofern wäre er um Nachsicht
im Jenseits zu bitten für den Versuch, sein Leben und Wirken hier darzustellen, als hätte er dazu
autorisiert. Er war sich des Fortlebens im Jenseits so absolut sicher, dass es pietätlos wäre, ihn
nicht als einen im Geiste Fortlebenden zu denken: in jenem „Geist, der Leben schafft", wie es
die Inschrift an der Fassade des „Roten Hauses" seit 1951 bekennt.2 Im Grunde verpflichtet das
Ethos den Historiker stets dazu, von Menschen aus der Geschichte so zu handeln, dass diese
einer historischen Darstellung aus der Sicht der Nachwelt selber kritisch zustimmen könnten.

Am 31. Juli 1818 kam der jüngste Sohn (der Benjamin also) des Ehepaares Bartholomä und
Jeannette Herder hier in Freiburg zur Welt. Die Eltern wählten Ignaz Demeter zum Paten, Pfarrer
und Direktor des ersten katholisch badischen Lehrerseminars, Schwabe von Herkunft, Sai-
ler-Schüler wie Bartholomä Herder, von 1836 bis zu seinem Tod 1842 Erzbischof von Freiburg
. Die Verbindung, ja geistliche Verwandtschaft Benjamin Herders mit einem Kleriker von
pädagogischem Engagement und amtskirchlichen Rang wollen wir nicht überbewerten. Sie
kennzeichnet freilich das gesellschaftliche Bezugsfeld der Familie. Bedeutsamer scheint mir
allerdings der Einfluss des geistlichen Hauslehrers Adolf Pfister, den die Eltern aus dem El-
sass holten. Dort wurde das Priesterseminar der Diözese Straßburg von Andreas Räß, dem späteren
Bischof und Rechtsaußen des Weltepiskopats, geleitet.3 Pfister wurde später Autor bei

* Der Beitrag beruht auf einem Vortrag aus Anlass des Verlagsjubiläums im Herbst 2001.

1 Albert Maria Weiss: Benjamin Herder. Fünfzig Jahre eines geistigen Befreiungskampfes. Freiburg 1890, S. 1.

2 Grundlegend für das Folgende: Im Dienst am Buch. Bartholomä Herder, Benjamin Herder, Hermann Herder.
Hg. von Albert Maria Weiss und Engelbert Krebs. Freiburg 1951.

3 Zu Andreas Räß vgl. Erwin Gatz: Räß, Andreas. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis
1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, Sp. 584-590.

121


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0121