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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
122.2003
Seite: 239
(PDF, 58 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2003/0239
... dass er einem Juden auf diese Weise Vorschub leistete.
Erwin Stengler und Max Bloch - die Geschichte einer
Dienstpflichtverletzung im „Dritten Reich"

Von

Heiko Haumann

Für Hans Schadek

Am 15. April 1937 verhafteten Beamte der Zollfahndung den Geschäftsleiter der Bezirkssparkasse
Elzach, Erwin Stengler.1 Wer davon erfuhr, konnte es nicht fassen: Stengler war ein angesehener
Bürger der Stadt. Bald munkelte man hinter vorgehaltener Hand, dass es sich um
„krumme Geschäfte", um Devisenvergehen handeln solle, ja, obwohl Parteimitglied, habe der
Sparkassenleiter einem Juden geholfen. Stengler galt als korrekter, anständiger Geschäftsmann
, er hatte sich um die Sparkasse verdient gemacht. Dass er gegen Gesetze verstoßen, vielleicht
sogar die Bank geschädigt haben sollte, war unvorstellbar.

Erwin Stengler war am 26. Juli 1898 in Donaueschingen als Sohn des Bauoberinspektors
Gustav Stengler und dessen Ehefrau Sophie geboren worden. Nach dem Besuch der Volks- und
der Oberrealschule in Freiburg meldete er sich im Frühjahr 1915 als Kriegsfreiwilliger zur Matrosenartillerie
nach Helgoland und später von dort an die Front. 1917 erhielt er das Eiserne
Kreuz 2. Klasse und wurde zum Unteroffizier befördert. In der Flandernschlacht war er verschüttet
und verwundet worden. Nach Kriegsende versuchte er, das Abitur zu machen. Doch,
wie er in seinem Lebenslauf am 14. Mai 1938 betonte; Dies ging nur einige Tage gut, da ich
durch die 4 Frontjahre der Geistesrichtung der jungen Schüler entwachsen war. Stengler trat
als kaufmännischer Lehrling bei der Firma Mez Vater & Söhne in Freiburg ein. Schon nach
einem Jahr konnte ihm das Lehrzeugnis überreicht werden. Nach einer Ausbildung als Bankbeamter
bei der Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank) mit anschließender Anstellung
wechselte er 1922 als Hauptkassier und Bevollmächtigter zur Badischen Kommunalen Landesbank
in Freiburg. Aufgrund seiner Fähigkeiten - er verfügte auch über englische, französische
und italienische Sprachkenntnisse - wurde ihm im November 1927 die Leitung der damals
noch städtischen, 1934 dann Bezirkssparkasse in Elzach übertragen. Voller Stolz konnte
er darauf verweisen, dass diese unter seiner Leitung ihre Tätigkeit stetig ausgeweitet und trotz
eines finanziellen Einbruchs zwischen 1930 und 1934 einen erheblichen Aufschwung genommen
hatte. Allein von 1936 bis 1937 war der Umsatz um 16 Prozent gestiegen.2

1 Für intensive Unterstützung danke ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtarchive Elzach und Freiburg
i. Br., des Kreisarchivs Emmendingen sowie der Staatsarchive Basel-Stadt und München, für Recherchen
dem Staatsarchiv Freiburg i. Br., dem Generallandesarchiv Karlsruhe sowie den Stadtarchiven München und
Zürich. Zu besonderem Dank bin ich Frau Brigitte Haas geb. Tritschler (Elzach) sowie den Herren Alfred und
Werner Keim (Regensdorf/ZH bzw. Zürich) verpflichtet, die mir im persönlichen Gespräch viele Hinweise
gaben. - Gewidmet ist der Beitrag Hans Schadek. Unsere enge Zusammenarbeit bei der Herausgabe der „Geschichte
der Stadt Freiburg" wie überhaupt meine Tätigkeit am Freiburger Stadtarchiv gehört zu den schönsten
Erfahrungen meines beruflichen Lebens. Darüber hinaus habe ich für meine eigene wissenschaftliche Arbeit unschätzbar
viel von ihm gelernt. Da mein Beitrag im vergangenen Jahr noch nicht geschrieben und deshalb nicht
in den ihm gewidmeten Band des Breisgau-Geschichtsvereins aufgenommen werden konnte, sei diese hommage
hiermit nachgeholt.

2 Kreisarchiv Emmendingen (KreisAEm), Elzach XII, Dienststrafverfahren gegen den Geschäftsleiter der Bezirkssparkasse
Erwin Stengler in Elzach 1938-1939 (beiliegende Bewerbungsmappe mit Berufsgang und Zeug-

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