Freiburger historische Bestände - digital

Freimaurerischer Pazifismus in Freiburg.

Teil III:

Logenmitglieder und Förderer der „Brudertreue".
Herkunft - Engagement - Einzelschicksale

Von

Hans-Detlef Mebes *

Bekämen doch die Lügner alle
ein solches Schloss vor ihren Mund:
Statt Hass, Verleumdung, schwarze Galle
bestünde Lieb' und Bruderbund.

E. Schikaneder (1751-1812; Libretto),
„Die Zauberflöte", 1. Aufzug

Vorbemerkungen

Das südbadische Freiburg war für das Logenwesen in Deutschland durch seine humanitär ausgerichtete
,1 heute erneut unter der Bezeichnung „Zur edlen Aussicht" arbeitende Bauhütte bereits
im 19. Jahrhundert progressiv wegweisend. Darüber hinaus bis heute aufgrund seiner geographischen
Lage mit einfachem freimaurerischen Zugang nach der Schweiz und Frankreich
Anlaufpunkt reisender Angehöriger der verschiedensten Obedienzen. So verband mancher
liberale deutsche Logenbruder den Namen der Stadt mit dem des dortigen Stuhlmeisters Gottfried
August Ficke,2 der nach seinem Amtsantritt im Jahre 1860 die damals freisinnigsten und
weithin Aufsehen erregenden freimaurerischen Systemstandpunkte propagiert, sie zusammen
mit Ferdinand Bronislaus von Trentowski3 in einem eigens geschaffenen neuen Ritual verar-

* Diesen Teil III meiner Arbeit widme ich den Freimaurern der Grande Loge und des Grand Orient de France, die
in einer schweren Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg Solidarität gezeigt und Beistand geleistet haben.
Ebenso den Freimaurern Lessing, Mozart und Schikaneder.

Den Herren Dr. Ulrich P. Ecker und H.-P. Widmann, M.A., Stadtarchiv Freiburg, danke ich sehr für die stets so
professionelle, freundliche und ausgezeichnete redaktionelle Zusammenarbeit. Francois Rognon, Grande Loge
de France, Paris, gilt mein herzlicher Dank für seine gleichbleibend vertrauensvolle Zuwendung und Hilfe bei
meiner Archivarbeit.

1 Die Bedeutung der „humanitären" Richtung im deutschen freimaurerischen Logenwesen sowie diverse Fachausdrücke
(„Obedienz" etc.) einschließlich kulturgeschichtlicher Sachverhalte siehe Hans-Detlef Mebes: Freimaurerischer
Pazifismus in Freiburg. Teil I: Stationen in der Weimarer Zeit und die deutsch-französische Friedenskundgebung
im Mai 1932. In: Schau-ins-Land 121, 2002, S. 127-150; Hans-Detlef Mebes: Freimaurerischer
Pazifismus in Freiburg. Teil II: Örtliche Logengründungen und Friedensaktivitäten im ersten Drittel des
20. Jahrhunderts. In: Schau-ins-Land 122, 2003, S. 189-212.

2 Gottfried August Ficke (9.7.1808 Hamburg-29.6.1887 Freiburg) kam 1852 als Kaufmann und Fabrikant aus der
Hansestadt nach Südwestdeutschland. 1841 in eine Hamburger Loge aufgenommen, in einer zweiten am gleichen
Ort zum Stuhlmeister gewählt, gelang ihm 1857 die Wiedererweckung der Freiburger Bauhütte. Das 1723
von dem schottischen Presbyterianer Dr. James Anderson verfasste „Book of Constitutions ..." der 1717 gegründeten
Londoner Großloge erkannte er als historische, positive, einzig und allein verpflichtende Quelle für
die Arbeitsweise der Freimaurer an.

3 Dr. phil. Ferdinand Bronislaus von Trentowski (21.1.1808 Oppeln-16.6.1869 Freiburg) hatte sich 1830 in seiner

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