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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
124.2005
Seite: 7
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2005/0007
Dis hus ist halb hinwegk gerunnen von der grosse güss.
Zur Entstehung und Frühgeschichte der Wiehre bis 1350

Von

Iso Himmelsbach

Das Zinsbuch des Heiliggeist-Spitals von 1456/57 enthält einen Nachtrag aus dem Jahr 1480,
der besagt: Dis hus ist halb hinwegk gerunnen von der grosse güss im jor 1480 da die brug-
ken ouch hinweg runnen vnd ander gross schad geschach.1 Das hier erwähnte zerstörte Haus
des Heiliggeist-Spitals gehörte zu den ca. 20 Häusern und Scheunen, die ein Hochwasser 1480
in der Wiehre verwüstete und bei dem auch zwei Menschen ums Leben kamen. Der Rat der
Stadt Freiburg forderte kurze Zeit später, dass sich all die so handwerck trybent in jars frist
darzü schicken^ in die statt ... zu ziehn.2 An einen Fortbestand der Wiehre war folglich
zunächst nicht gedacht. Dem Kloster Adelhausen, den Pflegern des Gutleuthauses und den
vom Rat angesprochenen Handwerkern ist es zu verdanken, dass der südlich der Dreisam gelegene
Wiehrebach doch wieder hergerichtet wurde, und die Siedlung weiter bestehen konnte:
Sie baten den Magistrat im August des gleichen Jahres - unter Vorlage älterer Besitzurkunden
- um die Erlaubnis zur Wiederherstellung des Wiehrebachs.3

Diese Naturkatastrophe öffnet nicht nur den Blick auf die komplexen Besitzverhältnisse auf
dem südlichen Uferstreifen der Dreisam, wie sie sich im ausgehenden 15. Jahrhundert darstellten
, sondern macht auch deutlich, wie eng die Existenz der Wiehre zu dieser Zeit an wasserwirtschaftliche
Anlagen gebunden war und wie anfällig diese Anlagen gegen größere Hochwasserereignisse
waren.

Im folgenden sollen die Anfänge der Wiehre näher untersucht werden. Die regionalgeschichtliche
Forschung hat sich schon immer schwer getan, Entstehung, Aussehen und Ausdehnung
der Wiehre im Mittelalter klar zu charakterisieren, und die Rolle, die die Wiehre im
„Prozess der Stadtwerdung Freiburgs" zwischen den heute in der Forschung anerkannten Eckdaten
1091 (Bau einer zähringischen4 Burg auf dem Schlossberg) und 1120 (Marktrechtverleihung
durch Konrad von Zähringen) spielte, zu beschreiben.5 Hinderlich sind bei diesem Vorhaben
nicht nur der Mangel an frühen schriftlichen Nachrichten, sondern auch das Fehlen von
Vorarbeiten zu den topografischen und grundherrschaftlichen Verhältnissen in der Wiehre und
Adelhausen.6

Forschungsgeschichtlich betrachtet geriet die Wiehre vor allem mit einer Urkunde aus dem
Jahr 1298 ins Blickfeld, in der die Formulierung sunt Peter lit bi Würi Verwendung fand.7 Aus-

1 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF). B2 Nr. 28, fol. 62v.

2 StadtAF. B5 XHIa Nr. 4, fol. 44v.

3 Eva-Maria Schüle/Katrin Schwineköper: Kulturhistorische Untersuchung der Wiesenbewässerung in Freiburg
im Breisgau. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Stuttgart-Hohenheim 1988. S. 104.

4 Mit dem Zusatz ..von Zähringen" werden die Herzöge erst seit dem Jahr 1100 bezeichnet. Wenn im Folgenden
auch für die Zeit vor 1100 von „den Zähringern" gesprochen wird, dann soll dies der Lesbarkeit dienen. Vgl.
Ulrich Parlow: Die Zähringer. Kommentierte Quellendokumentation zu einem südwestdeutschen Herzogsgeschlecht
des hohen Mittelalters (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg, Reihe A, Quellen 50). Stuttgart 1999, S. 109, Nr. 154.

5 Mathias Kälble: Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit. Stadtgemeinde und städtische Führungsgruppen
in Freiburg im Breisgau im 12. und 13. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg
i.Br. 33). Freiburg 2001, S. 29.

6 Berent Schwineköper: Die Vorstädte von Freiburg im Breisgau während des Mittelalters. In: Stadterweiterung

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