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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 169
(PDF, 44 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0169
... den Geist des neuen Deutschland verkörpern

Der Freiburger Architekt Joseph Schlippe und die Gestaltung

des „Neuen Straßburg"*

Von
Ute Scherb

Hitlers Umbauprogramme für Berlin, Nürnberg oder München zu nationalsozialistischen Vorzeigemetropolen
gerieten in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in den Focus detaillierter
kunsthistorischer und geschichtswissenschaftlicher Forschung.1 Die größenwahnsinnige Bauwut
beschränkte sich jedoch keineswegs auf einige ausgesuchte Großstädte: Eine neuere Studie
belegt etwa am Beispiel Posen (heute Poznan), dass Hitler selbst während des Krieges seine
führenden Architekten noch mit ehrgeizigen Projekten auf gerade erobertem Terrain beauftragte
.2 In mancherlei Hinsicht kann Straßburg dabei als westliches Gegenstück zu Posen betrachtet
werden: Kaum zufällig sollte in beiden Städten eine Reichsuniversität eröffnet werden
und kaum zufällig sollten die jeweiligen Gauleiter auf Geheiß des „Führers" innerhalb von zehn
Jahren die umliegenden Gebiete germanisieren bzw. entwelschen.3

Im Sommer 1940 entwarf Hitler die Grundlinien eines gewaltigen Bauprojektes für die el-
sässische Metropole, dessen Ausführung er seinem „Leibarchitekten" Albert Speer anvertraute.
Als Gegenstück zum mittelalterlichen, vom Münster dominierten „Alten Straßburg" würde
fortan das „Neue Straßburg" von der Gigantomanie des „Tausendjährigen Reiches" zeugen.

An dem wenig später ausgelobten Gestaltungswettbewerb beteiligten sich jedoch keineswegs
nur bewährte Nazi-Architekten. Vielmehr wurde auch der bislang wenig in Erscheinung
getretene Freiburger Stadtbaumeister Joseph Schlippe, der noch nicht einmal Parteimitglied
war, eingeladen, einen Entwurf zu erstellen. Im Folgenden werden zum einen die Hintergründe
beleuchtet, die zu seiner Wahl führten, zum anderen soll untersucht werden, wie der passionierte
Heimatschützer und Denkmalpfleger mit einer derartigen „Staatsaufgabe" umging, die
für ihn alles andere als reizlos gewesen zu sein scheint.4

Bei diesem Beitrag handelt es sich um die vollständig überarbeitete und erweiterte Fassung meines Aufsatzes:
..Vom Führer festgelegt": Joseph Schlippe und die Gestaltung des „Neuen Straßburg*'. In: Der Zweite Weltkrieg
in Europa und Asien. Grenzen. Grenzräume. Grenzüberschreitungen. Professor Dr. Bernd Martin zum 65. Geburtstag
. Hg. von Susanne KUB und Heinrich Schwendemann. Freiburg 2006. S. 255-286.

1 Vgl. z.B. Jost Dülffer/Jochen Thies/Josef Henke: Hitlers Städte. Baupolitik im Dritten Reich. Eine Dokumentation
. Köln/Wien 1978: Hans Joachim Reichhardt/Wolfgang Schäche: Von Berlin nach Germania. Über
die Zerstörung der Reichshauptstadt durch Albert Speers Neugestaltungsplanungen. Berlin 61998; Hans-Peter
Rasp: Eine Stadt für tausend Jahre. München - Bauten und Projekte für die Hauptstadt der Bewegung. München
1981.

2 Heinrich Schwendemann/Wolfgang DlETSCHE: Hitlers Schloß. Die „Führerresidenz"" in Posen. Berlin 2003.

3 Vgl. ebd., S. 82f.; Ulrich Päbler: Das Elsass unter der NS-Herrschaft. In: Das Elsass. Historische Landschaft
im Wandel der Zeiten. Hg. von Michael Erbe. Stuttgart 2002, S. 167-175. hier S. 167.

4 Vgl. Bernhard Vedral: Altstadtsanierung und Wiederaufbauplanung in Freiburg i.Br. 1925-1951. Zum 100. Geburtstag
von Oberbaudirektor Prof. Dr. Ing. Joseph Schlippe (Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs
Freiburg i.Br. 8). Freiburg 1985, S. 62f. Die wesentliche Grundlage für den vorliegenden Aufsatz bildet Schlippes
Nachlass (Stadtarchiv Freiburg [StadtAF], Kl/44), den ich 2003/2004 im Freiburger Stadtarchiv verzeichnen
konnte und der damit endlich für die Forschung zugänglich ist. Für wertvolle Hilfe danke ich Dr.-Ing. Wolfgang
Voigt, der mir seine Habilitationsschrift (Wolfgang Voigt: Planen und Bauen im besetzten Gebiet. Deutsche
Architekten im Elsaß 1940-1944. Unveröff. Manuskript. Hannover 1997) zugänglich machte.

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