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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 37
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denkbar gewesen wäre. Zudem liegen Belege vor, dass auch die Burg Staufen mit beträchtlichen
Summen aus dem Malterer-Geld restauriert wurde. Da die ältesten Teile des Staufener
Stadtschlosses aus dem 15. Jahrhundert stammen, besteht zudem die Vermutung, dass auch dieses
mit dem von Gisela mit in die Ehe gebrachten Vermögen erbaut wurde.64

Schlussbetrachtung

Kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück, den Frauen auf dem Malterer-Teppich, welche
die Männer durch List so dominieren (Abb. 4 und 5). Zu den realen Malterer-Damen bestehen
große Unterschiede, doch waren deren Spielräume und Möglichkeiten umso beeindruckender.
Dabei spielten nicht die List und Dominanz eine Rolle, sondern vielmehr konkrete gesellschaftliche
und politische Zielsetzungen und deren konsequente Verwirklichung unter Nutzung
der finanziellen Ressourcen der Familie.

Hierzu zählte zunächst der gesellschaftliche Aufstieg, den es zu erreichen und für die Nachkommen
zu sichern galt. In erheblichem Umfang konnte Johann Malterer dies vor seinem Tod
vorantreiben, denn immerhin erreichten er und seine Frau Gisela die Verheiratung ihrer Töchter
mit adeligen Ehemännern und die Ausstattung ihres Sohnes Martin mit einer stattlichen
Burg und Herrschaft. Für die Zeit nach Johanns Tod fiel jedoch der Witwe eine tragende Rolle
zu. Lediglich damit, dass er ihr noch die Pfleger zur Seite stellte, konnte Johann für die Zeit
nach seinem Ableben seine Frau noch unterstützen, wobei die Treue, mit der die Pfleger ihre
Aufgabe wahrnahmen, bemerkenswert ist. Dass aber die Unterstützung und Fürsorge der Pfleger
allein wohl nicht ausreichend war, scheint an dem doppelten Konnubium mit den Grafen
von Tierstein ablesbar zu sein, bei dem sowohl Gisela in zweiter Ehe einen Grafen aus dieser
Familie als auch Martin Malterer dessen Tochter Anna heirateten.

Es ist kurios, dass Anna, die Ehefrau Martins, sich recht früh schon in einer vergleichbaren
Situation wie ihre Schwiegermutter befand. Nach dem Tod ihres Mannes 1386 galt es, den gesellschaftlichen
Status ihrer Töchter sowie die Herrschaft Kastelberg zu sichern, was zunächst
nur teilweise gelang. Alle Töchter konnten mit adligen Herren verheiratet werden, womit trotz
deren bürgerlicher Herkunft auch in zweiter Generation die weitere Annäherung an adlige Standesqualität
geglückt war. Das immense Vermögen der Familie war auch für diese vorteilhaften
Eheverbindungen gewiss die Voraussetzung. Beim zweiten Ziel, der Wahrung der Herrschaft
Kastelberg. war Anna dagegen zumindest kurzfristig erfolglos, da Burg und Herrschaft der Familie
für lange Zeit verloren gingen.

Auch Anna war bald nach dem Tod Martins eine zweite Ehe eingegangen, die ebenfalls mit
der Verheiratung einer ihrer Töchter in die Familie ihres zweiten Mannes einherging. Vermutlich
verschaffte auch sie sich, genau wie zuvor ihre Schwiegermutter Gisela, so die Spielräume,
die es zusätzlich zum Malterer-Vermögen brauchte, um ihre Vorhaben umzusetzen. Mit großer
Hartnäckigkeit scheint sie den Rückerwerb der Herrschaft Kastelberg betrieben zu haben, wozu
sie für ihre Tochter Gisela III. insgesamt drei Ehen anbahnte, deren letzte schließlich in Bezug
auf den Herrschaftserwerb auf lange Sicht erfolgreich war.

64 Boris Bigott: Artikel „Staufen (FR). Geschichte". In: Die Burgen im Mittelalterlichen Breisgau. II. Südlicher
Teil, Halbband LZ. Hg. von Alfons Zettler und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte 17), in Vorbereitung
.

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