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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 85
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konkrete Angaben über seine unmittelbaren Auswirkungen auf den Bergbau gemacht werden
können. Die Pestzüge der Jahre 1474, 1477, 1480, 1492 und 1519 hatten auf den Bergbau bei
Todtnau und im Münstertal wohl keine Auswirkungen.41 Als weitere Gründe werden die Erschöpfung
der oberflächennahen reichen Erzpartien, die Probleme mit Wasserhaltung und Bewetterung
, die kleine Eiszeit und der Holzmangel angegeben. Für die Bergbaureviere im Südwesten
wird auch das Erdbeben von Basel 1356 als Ursache angeführt, das zu Wassereinbrüchen
in den Bergwerken geführt haben soll.42 Gegen Probleme in der Wasserhaltung als
generellen Stilllegungsgrund für Bergwerke im Schwarzwald sind als Gegenargument die Radstube
im Ehrenstetter Grund und der Wuhrgraben am Kandel anzuführen. Das technische Wissen
und die Fertigkeiten zur Bewältigung der Wasserhaltungsprobleme waren vorhanden, möglicherweise
fehlte jedoch das nötige Kapital. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts fand
schließlich ein tiefgreifender Strukturwandel statt.43 Zwischen Graf Egen II. von Freiburg und
den Bürgern der Stadt kam es in den 1360er-Jahren zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Die Belastungen der Ablösekosten der Herrschaftsrechte des Grafen beim Friedensschluss
1368 belasteten den Stadthaushalt auf lange Zeit erheblich. Die in der Schlacht bei Sempach
1386 erlittenen Verluste waren für die Freiburger Patriziergeschlechter dagegen nicht so gravierend
wie in der Forschung lange Zeit angenommen, so dass dieses Ereignis keine direkten
Auswirkungen auf den Rückgang des Bergbaus hatte.44 Nichtsdestotrotz ging in Freiburg die
Vorherrschaft des Stadtadels und der Kaufmannsfamilien, die sich auch finanziell und organisatorisch
im Bergbau engagiert hatten, ihrem Ende entgegen.

Unterbrechungen bzw. Depressionen während des Spätmittelalters werden auch für andere
Bergbaureviere festgestellt und ebenfalls fast ausschließlich anhand historischer Quellen begründet
. Insgesamt fehlen jedoch Daten für eine eingehendere Beurteilung. Schon auf regionaler
Ebene ist es nicht möglich, ein für alle Reviere gültiges Entwicklungsmuster zu entwerfen
. Die vorhandenen Schriftquellen weisen zu große Lücken auf und es fehlt an montanarchäologischen
Untersuchungen von Bergwerken. Jedoch zeichnet sich ab, dass die Gründe für
Unterbrechungen oder einen Rückgang im spätmittelalterlichen Bergbau vielfältig und nicht
auf alle Reviere gleichermaßen zutreffend sind. Sehr wahrscheinlich wird es sich stets um die
Kombination unterschiedlicher Ursachen gehandelt haben, die aufeinander aufbauten oder sich
in ihrer Wirkung gegenseitig verstärkten. Die sogenannte spätmittelalterliche Krise ist insgesamt
wesentlich differenzierter zu betrachten und wohl eher als eine Kontinuität von Prozessen
seit dem Hochmittelalter zu verstehen. Bereits in dieser Phase setzte der Bergbau in einigen
Revieren aus. Für den Schwarzwald ist keine Krise in der bisher beschriebenen Art festzustellen
, wohl aber ein Ausbau der bestehenden Gruben seit dem 15. Jahrhundert.

41 Vgl. Ulrich P. Ecker: Bettelvolk, Aussätzige und Spitalpfründer. Armut und Krankheit als zentrales Aufgabenfeld
der Stadtverwaltung. In: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum
„Neuen Stadtrecht" von 1520. Hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek. Stuttgart 1996, S. 468-500, hier S.
481.

42 Angelika Westermann: Die Bergbaue im südlichen Schwarzwald und in den Vogesen im Hoch- und Spätmittelalter
. Zur Problematik der langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung. In: Der Tiroler Bergbau und die Depression
der europäischen Montanwirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert. Hg. von Rudolf Tasser und Ekkehard
Westermann (Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 16). Innsbruck u.a. 2004, S. 263-284, hier S.
273.

43 Vgl. Helmut Brandl: Der Stadtwald von Freiburg (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im
Breisgau 12). Freiburg 1970, S. 76.

44 Vgl. Hans-Peter Widmann: den selan trostlich, den dürftigen nuzzelich. Das Heiliggeist-Spital zu Freiburg im
Breisgau im Mittelalter (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 38). Freiburg 2006,
S. 87. Dort auch weiterführende Literatur zur Rolle des Freiburger Patriziats bei der Schlacht von Sempach.

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