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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 91
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der Forschung in die Diskussion eingebrachten Indizien und Argumente einer kritischen Überprüfung
stand? Um es vorwegzunehmen: Es ist Volker Honemanns Verdienst, bereits drei Jahre
vor dem Erscheinen des bereits genannten „Verfasserlexikon"-Artikels, als dessen Autor er verantwortlich
zeichnet, die bereits in der Vergangenheit mehrfach behauptete Zugehörigkeit Augustin
Tüngers zur Schwäbischen Alb gleichsam ad absurdum geführt zu haben. Die vielleicht
entscheidenden Hinweise auf die Widersinnigkeit der „Endinger Hypothese" lieferte der Forscher
in seinem Beitrag „Zu Augustin Tünger und seinen Fazetien", der im Jahr 1992 im zweiten
Band der „Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger" erschien.8 In diesem Aufsatz
heißt es im Kontext einer Anmerkung unter anderem:

„Eine systematische Auswertung der Konstanzer wie überhaupt württembergischer Archivalien wird es
gestatten, ein wesentlich genaueres Bild von Tüngers Lebensumständen zu gewinnen. Vorläufig sei nur
darauf verwiesen, daß Anton von Pforr, der Übersetzer des .Buchs der Beispiele der alten Weisen' seit
1455 und bis 1469 als Dekan in Tüngers Geburtsort Endingen nachweisbar ist. Im letztgenannten Jahr tritt
Wernherus Tünger, sicher ein Verwandter des Augustin Tünger, Pforrs Nachfolge an. 1483 verzichtet Augustin
Tünger im Namen des Anton von Pforr auf die Kirche zu Sulchen f...]."9

Ein unbedeutendes schwäbisches Dorf vor den Toren einer Kreisstadt als Amtssitz eines Dekans
? Der Gedanke befremdet angesichts der Tatsache, dass Endingen gemäß den Recherchen
des Lokalhistorikers Dieter Gaiser zu keinem Zeitpunkt eine Stadt - will heißen: ein mögliches
administratives Zentrum weltlicher bzw. geistlicher Behörden - war und auch der einschlägigen
Forschungsliteratur nicht der leiseste Hinweis auf ein im schwäbischen Endingen einst ansässiges
Dekanat zu entnehmen ist.10 Welche Gründe veranlassen dann aber, so ist man geneigt
zu fragen, die Forschung dazu, den Verfasser des „Buchs der Beispiele der alten Weisen" ausgerechnet
hier als Dekan zu situieren? Bereits ein flüchtiger Blick in die von Honemann ins
Feld geführte Regestensammlung zu Leben und Wirken Antons von Pforr legt den Verdacht
nahe, dass hier offensichtlich eine simple Verwechslung vorzuliegen scheint: In seiner Funktion
als Dekan leitete der Autor des „Buchs der Beispiele der alten Weisen" eine kirchliche Verwaltungseinheit
, deren Mittelpunkt gerade nicht in dem schwäbischen Flecken Endingen bei
Balingen, sondern in dem Landstädtchen Endingen am Kaiserstuhl (nordwestlich von Freiburg,
in der Nähe eines Dorfes namens Bahlingen [sie! 1 gelegen!) zu suchen ist.11 Mit anderen Worten
: Tüngers Herkunftsort Endingen hat - zumindest auf den ersten Blick - mit der zeitweiligen
Wirkungsstätte seines Dichterkollegen offensichtlich nicht das Geringste zu tun.

8 Siehe Honemann (wie Anm. 3).

9 Zitiert nach ebd.. S. 682f.. Anm. 8. Honemann beruft sich hierbei auf die bis heute grundlegend gebliebene Regestensammlung
von Friedmar Geissler: Anton von Pforr. der Übersetzer des „Buches der Beispiele". Urkundliche
Belege zum Lebensweg des Humanisten am Hof der Erzherzogin Mechthild zu Rottenburg. In: Zeitschrift
für Württembergische Landesgeschichte 23 (1964). S. 141-156. Zu Leben und Wirken Antons von Pforr
siehe auch die weiteren Ausführungen des vorliegenden Beitrags sowie neuerdings den einführenden Artikel:
Michael BArmann: Antonius von Pforr - Kleriker, Jurist und Schriftsteller. Das „Buch der Beispiele der alten
Weisen" und die Lebensspuren seines Autors. In: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg
1 (2005). S. 2-9. Weiter: Ders.: In Sachen Pforr: Ein Rechtsstreit im personengeschichtlichen Umfeld des Verfassers
des Buches der Beispiele. In: Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen
Neuzeit 33 (2004), S. 547-582; Sabine Obermaier: Das Fabelbuch als Rahmenerzählung. Intertextualität und In-
tratextualität als Wege zur Interpretation des Buchs der Beispiele der alten Weisen Antons von Pforr (Beihefte
zum Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 48). Heidelberg 2004 (jeweils mit Literaturangaben).

10 Siehe etwa Manfred Krebs: Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert. Freiburg
1954, S. 222, wo zwar verschiedene historische Belege zur Besetzung von Pfründen verzeichnet sind (betr. 1466,
1488 und 1492), ebd. jedoch ausnahmslos lediglich von einer Pfarrkirche (e[cclesia) p[arochialis\) die Rede ist.
Dasselbe gilt übrigens auch für die ebd. einem nicht sicher lokalisierbaren Ort gleichen Namens zugewiesenen
Zeugnisse der Jahre 1436/37 und 1474.

11 So auch das bereits ins Feld geführte Standardwerk von Krebs (wie Anm. 10), S. 219-222. Literatur zur Lokalgeschichte
: Endingen am Kaiserstuhl. Die Geschichte der Stadt. Hg. von Bernhard Oeschger im Zusammenwirken
mit dem Alemannischen Institut Freiburg. Redaktion: Cornelia Smaczny u.a. Endingen 1988. Weiter:

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