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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 93
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der - so scheint es zumindest auf den ersten Blick - lediglich aufgrund des ihm verliehenen
Amtes des Dekans Beziehungen zu Endingen pflegte, während die Familie Tünger möglicherweise
schon seit mehreren Generationen hier lebte und wirkte.

Doch wir haben weit vorgegriffen. Kehren wir nochmals zurück zu jenem Wernherus Tünger
, der im Jahr 1469 die Amtsnachfolge des ausscheidenden Endinger Dekans Antonius von
Pforr antrat14 und gemäß Honemann als Verwandter Augustin Tüngers zu gelten hat, so scheint
es zunächst nahe liegend, das soziale Umfeld sowie die Ämterlaufbahn dieses Geistlichen etwas
näher in Augenschein zu nehmen, lassen sich die einschlägigen historischen Zeugnisse
doch mühelos im unmittelbaren Umfeld Pforrs ansiedeln. Mehr noch: Die Reihe der Belege
setzt nahezu zeitgleich mit den Quellenzeugnissen zu Antonius ein. Während der spätere Verfasser
des „Buches der Beispiele der alten Weisen" Ende des Jahres 1436 in Verbindung mit
dem Kaiserstuhldorf Jechtingen (nördlich von Breisach) erstmals namentlich erwähnt wird,15
begegnet uns Wernher Tünger bereits kurz zuvor als Nutznießer einer Frühmesspfründe in der
St. Johanniskapelle zu Oberbahlingen (heute Bahlingen am Kaiserstuhl, westlich von Emmendingen
).16 Im Jahr darauf lernen wir den Kleriker dann als Inhaber der mit dem Muttergottesaltar
der Endinger St. Peterskirche verbundenen Kaplaneipfründe kennen, ein Amt, das er bis
zu seiner Resignation im Jahr 1479 versehen haben dürfte.17 Im Rahmen des soeben genannten
Ämterverzichts gab Wernher Tünger aber auch eine zweite Pfründe aus seinen Händen: die
St. Nikolaus-Marienbruderschaftspfründe in der Endinger St. Martinskirche, als deren Inhaber
er möglicherweise bereits seit den Anfängen seines Wirkens fungiert hatte.18 Berücksichtigt
man nun den Umstand, dass Antonius von Pforr seit dem Jahr 1455 als Dekan (1460 auch als
Archipresbyter/Erzpriester) von Endingen bezeugt ist,19 so scheint die Vermutung, der Breisa-
cher Geistliche könnte zu Wernher Tünger auch persönliche Kontakte gepflegt haben, durchaus
nahe liegend, zumal wir diesen beiden Männern darüber hinaus auch als Inhaber von Altarpfründen
des Breisacher Münsters begegnen,20 wobei darauf hinzuweisen ist, dass das Präsentationsrecht
der von Tünger genutzten Pfründe sogar in der Hand der Familie von Pforr
lag.21 Doch zurück nach Endingen: Der für das Jahr 1437 als Inhaber einer Kaplaneipfründe

14 Regest: Geissler (wie Anm. 9), S. 148 (mit Quellennachweisen).

15 Nachweis: Ebd., S. 146.

16 Nachweis: Krebs (wie Anm. 10), S. 47. Übrigens lag das diesbezügliche Präsentationsrecht gemäß ebd. beim
Komtur der Freiburger Johanniterkommende. Hierzu siehe neuerdings wieder Theodor Kurrus: Priester aus Endingen
am Kaiserstuhl. In: Endingen am Kaiserstuhl (wie Anm. 11), S. 377-393, hier S. 378. Weitere Belege zu
Bahlingen finden sich etwa im Topographischen Wörterbuch (wie Anm. 11), Bd. 1, Sp. 110-114.

17 Nachweis: Krebs (wie Anm. 10), S. 221. Hierzu siehe neuerdings wieder Kurrus (wie Anm. 16), S. 378, sowie
Anneliese Müller: Kirche und kirchliche Einrichtungen in Endingen. In: Endingen am Kaiserstuhl (wie Anm.
11), S. 329-361, hier S. 339. Weitere Belege zu St. Peter bietet das Topographische Wörterbuch (wie Anm. 11),
Bd. 1, Sp. 513.

18 Nachweis: Krebs (wie Anm. 10), S. 219. Hierzu siehe auch wieder Müller (wie Anm. 17), S. 343, sowie Kurrus
(wie Anm. 16), S. 378. Das entsprechende Präsentationsrecht lag übrigens in der Hand des Klosters Etten-
heimmünster (nordöstlich von Emmendingen). Weitere Belege zu St. Martin bietet das Topographische Wörterbuch
(wie Anm. 11), Bd. 1, Sp. 513f.

19 Hierzu siehe wieder die Nachweise bei Geissler (wie Anm. 9), S. 146ff. Dazu: Michael Bärmann: „Wann er
hieby vnd mit vnd ein vrrtaedinger diser ding gewesen ist": Ein neuer urkundlicher Beleg zu Antonius von Pforr.
In: Daphnis. Zeitschrift für Mittlere Deutsche Literatur und Kultur der Frühen Neuzeit 26 (1997), S. 179-185.

20 Antonius von Pforr ist seit 1437 bis zu seinem Ableben (1483) als Kaplan der Altäre Unserer Lieben Frau und
St. Anna bezeugt, Wernher Tünger als Kaplan des St. Gervasiusaltars (eigentlich: St. Gervasius, St. Prothasius-
und St. Laurentius-Altar). Hierzu siehe: Geissler (wie Anm. 9), S. 146-154; Kurrus (wie Anm. 16), S. 378;
Krebs (wie Anm. 10), S. 113.

21 Nachweis: Krebs (wie Anm. 10), S. 113. Ebd. findet sich ein Gervasius von Pforr erwähnt, der wohl mit dem
gleichnamigen Bruder Antons von Pforr gleichzusetzen ist. Zu den genealogischen Problemen im Umgang mit
historischen Zeugnissen zu Angehörigen der Familie von Pforr siehe Geissler (wie Anm. 9), S. 144, sowie neuerdings
Bärmann/Prosser (wie Anm. 13), S. 53f. (mit Literaturangaben); weiter: Michael Bärmann/Andre

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