Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 107
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0107
Die Drucke Kilian Fischers sind reine Werkdrucke. Er verwendete drei verschiedene Grundschriften
; ohne verzierende Initialen oder Abbildungen.46 Dies entsprach auch dem rein wissenschaftlichen
Charakter der Lehrbücher seiner Produktion.

Was kosteten die Bücher aus der Produktion Kilian Fischers? In dem Vertrag Kilian Fischers
mit dem Basler Buchführer Wolfgang Lachner vom 23. August 1492 besitzen wir ein Dokument
, das uns einen Einblick gibt in die Preiskalkulation Kilian Fischers: Lachner verpflichtete
sich 200 Bücher Bona Venturam41 zu einem Preis von 130 Gulden48 abzunehmen. Als Liefertermin
wurde Fastnacht, d.h. der 19. Februar 1493, oder früher vereinbart. Falls der Preis für
den Ballen Papier49 mehr oder weniger als 10 Vi Gulden betragen würde, sollte dies später verrechnet
werden. Die Lieferung erfolgte ungebunden in Bogen und nicht rubriziert in Bücherfässern
. Ein Exemplar der vierbändigen Ausgabe in rohen Bogen kostete beim Drucker demnach
12 Schilling; dazu kamen für den Endkäufer die Kosten des Buchführers und der Aufwand
für den Einband und das Rubrizieren.

Die Auflagen der Druckwerke von Kilian Fischer sind nicht zu ermitteln. Feststellbar sind
die heute noch vorhandenen Exemplare in den internationalen Bibliotheken.50 Hochrechnungen
auf die tatsächlichen Auflagen sind aber sehr zweifelhaft, da es keine gesicherten Erfahrungswerte
über die Verluste der Inkunabeln im Laufe der Zeit durch Verschleiß, Brand oder
Krieg gibt. Mit den Angaben über die heute noch vorhandenen Bestände lässt sich jedoch zumindest
die relative Verbreitung der Werke des Freiburger Druckers abschätzen. Von dem oben
aufgeführten Lombardus-Kommentar des Bonaventura sind heute noch 138 Exemplare nachweisbar
. Engelsing vermutet nach Analyse der verschiedenen Autoren bei Inkunabeln dieser
Zeit eine Auflage von 400-1.000 Exemplaren.51 Mir scheint eine Auflage von 150-400 Exemplaren
bei den Werken von Kilian Fischer realistischer.

Das schmale Verlagsprogramm des Kilian Fischer konzentriert sich auf den Nachdruck von
klassischen scholastischen Texten in lateinischer Sprache für die Universität. Die Texte und
ihre Bearbeitungen stammen aus dem Umfeld der Pariser Sorbonne als dem Zentrum der mittelalterlichen
Theologie und Philosophie. Die Scholastik mit der Logik als Methode zur Suche
nach der Wahrheit war auch die Basis des Lehrplans an der Freiburger Universität. Fischer unterstützte
damit die Forderung der Universität nach „guten Texten und soliden Kommentaren
der Bücher des Aristoteles".52 Die juristischen Lehrbücher aus der oberitalienischen Schule und
dem Zentrum der Rechtswissenschaft in Bologna dokumentieren die Rezeption des Römischen
Rechts in Deutschland nach den Texten der italienischen Juristen des Mittelalters.

Den theologischen und religiösen Markt bediente Kilian Fischer mit seinen Augustinus-Ausgaben
, den Predigtwerken für den weltlichen Klerus und mit seiner lateinischen Bibelausgabe.
Auch hier stützte er sich auf die klassischen Werke des Mittelalters. Mit diesem soliden Programm
konnte sich Kilian Fischer in Freiburg offensichtlich nicht durchsetzen. Der Absatz in
der Region allein mit der aufstrebenden Freiburger Universität war offenbar zu gering. So wanderte
er nach Basel ab.

46 Ausnahme ein Holzschnitt zum Artikel „Meteore" in Bricot/Bruxellensis (wie Anm. 38), Blatt XX lv.

47 Lombardus (wie Anm. 32).

4X 1 Gulden (fl) = 20 Schilling (ß) ■ 240 Pfennig (d).

49 1 Ballen Papier = 10 Ries, 1 Ries = 20 Buch. 1 Buch = 25 Bogen, d.h. 1 Ballen also 5.000 Bogen im Format 42
x 31 cm.

50 Heute noch in internationalen Bibliotheken laut ISTC nachweisbar: Accursius, Casus longi und Dig. novo je 41;
Super Institutis 42; Alvernus, Rhetorica 102; Augustinus, de civitate 107; de trinitate 97; Biblia latina 42; 2.
Aufl. 40; Brevarium Sedunense, 1; Bruxellensis, super logicam und super phil. Aristotelis je 55; Carraccio-
lus, Sermones 27; Ephrem, Sermones 94; Tartaretus, Super textu Aristoteles 23; in sumulas Petri Hispani 16;
Tusci's. super Digesto Vetere 35; super Codice 35; super Infortatio 59.

51 Rolf Engelsing: Analphabetentum und Lektüre. Zur Sozialgeschichte des Lesens in Deutschland zwischen feudaler
und industrieller Gesellschaft. Stuttgart 1973, S. 17.

52 Freiburger mittelalterlicher Bibliothekskatalog I, S. 42, zitiert nach Sack (wie Anm. 11), S. XIII.

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