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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 157
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0157
Ortenau gehörte der Hanfbau „durch Jahrhunderte ... zu den hauptsächlichsten Nahrungsquellen
" und aus seinem „Erlös ... bestritt der Untertan damals alle seine Zahlungen."36

Im Breisgau, und zwar in seinem markgräflichen Teil, waren im 18. Jahrhundert laut der
1783 von dem markgräflich-hochbergischen Rat und Landphysikus Wilhelm Ludwig Willius
veröffentlichten „Beschreibung der natürlichen Beschaffenheit in der Marggravschaft Hochberg
" die Stadt Emmendingen und die Orte Mundingen, Köndringen, Teningen, Weisweil, auch
zum Teil Eichstetten und Malterdingen „Hauptpflanzstätten" für Hanf.37 Über die diesbezüglichen
Verhältnisse im vorderösterreichischen Teil des Breisgaus berichtet die um 1780 verfas-
ste, handschriftliche „Beschreibung der Österreichischen Vorlande". Dort heißt es:

Nebst andern Gattungen der Früchten bringt das Preyßgau eine Menge Hampf hervor, welcher von denen
benachbarten Schweizeren aufgekauft und nacher Basel verführet wird, allwo selb[ig]er verarbeitet
und mit großem Vortheil in [nach] Holland verschickt wird. Nun ist man zwar schon vor geraumer Zeit
dahin bedacht gewesen, daß der überflüßige Hampf innerhalb Landes gesponnen und verarbeitet werden
sollte, welches auch um so leichter geschehen könnte, als die Bauren im Schwarzwald den ganzen Winter
hindurch nicht viel zu thun haben und sich also gar wohl nach dem Exempl der schwäbischen Bauern mit
dem Spinnen occupieren könnten, es hat aber bishero noch nicht recht können eingerichtet werden, außer
einer kleinen Fabrique in dem sogenannten Simonswald, wo die Leinwat zu dem groben Bettzeug verfertiget
wird.™

Ganz ähnlich die ebenfalls handschriftliche „Statistik der Kaiserl. Königl. Vorlande", die Al-
phons Lugo, Jurist und Professor der politischen Wissenschaften und des Geschäftsstils an der
Universität Freiburg, im Jahr 1797 vorlegte:

Der Hanf, welcher in dem Breysgaue und in der Ortenau häufig und vorzüglich schön erzielet wird, geht
theils über Basel nach der Schweiz; theils wird er von den einheimischen, noch mehr aber von fremden
Händlern seiner Länge und Güte wegen in großer Menge zusammengekauft und über Frankfurt nach
Holland versendet.719

Von Kenzingen aus, das mit seinem schon in der Stadtrechtsniederschrift von 1283 genannten
Ladhof eine eigene Schiffslände besaß, die sich etwa an der Stelle des heutigen Bahnhofs
befand,40 stand jedenfalls ein im Vergleich zur Warenbeförderung auf der Achse kostengünstiger
Transportweg zu Wasser auf der Elz und dann rheinabwärts an die Küste zur Verfügung.
Mag auch die Schifffahrt auf der Elz wohl eher „bescheiden" gewesen sein,41 so ist trotz Fehlens
genauerer Informationen doch durchaus denkbar, dass Hanf von Kenzingen aus im 16. und
17. Jahrhundert per Schiff exportiert wurde, wobei allerdings die von dort und aus anderen
oberrheinischen Anbaugebieten gelieferten Mengen wohl kaum das Volumen der holländischen
Importe aus dem Baltikum erreicht haben dürften. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang
auf jeden Fall, dass die Erneuerung der Wasser Ordnung im Breyßgaw aus dem Jahr 1657

36 Baier (wie Anm. 27), S. 251; Boelcke (wie Anm. 19), S. 109.

37 Hans-Jörg Jenne: Hanf, Tabak und Revolution. Aufstieg und Niedergang der Tabakindustrie in Emmendingen.
In: „s'Eige zeige" 9 (1995), S. 89-113, hier S. 91f.

38 Handschrift 461,1 des k. k. Haus- , Hof- und Staatsarchivs in Wien, auszugsweise abgedruckt in: Vorderösterreich
. Eine geschichtliche Landeskunde. Hg. von Friedrich Metz. 4., erw. Auflage, Freiburg 2000, S. 467-478,
hier S. 473.

39 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), Abt. 65 (Handschriften), Nr. 1443, auszugsweise abgedruckt in: Metz
(wie Anm. 38), S. 479-500, hier S. 494.

40 Marita Blattmann: Das Kenzinger Stadtrecht von 1249/83. In: Die Geschichte der Stadt Kenzingen. Bd. 2:
Mensch, Stadt, Umwelt. Hg. von Jürgen Treffeisen, Reinhold Hämmerle und Gerhard A. Auer. Kenzingen
1999, S. 71-77, hier S. 75f. mit Anm. 77.

41 Berent Schwineköper: Beobachtungen zum Lebensraum südwestdeutscher Städte im Mittelalter, insbesondere
zum engeren und weiteren Einzugsbereich der Freiburger Jahrmärkte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
In: Erich Maschke/Jürgen Sydow: Stadt und Umland (Protokoll der X. Arbeitstagung des Arbeitskreises für
südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung. Calw 12.-14. November 1971 = Veröff. d. Komm. f. gesch. Landeskunde
in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, 82). Stuttgart 1974, S. 43.

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