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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 158
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nicht nur wiederum den Passus über das Hanfrösten, sondern außerdem unter dem Marginalti-
tel Kenzingen einen zusätzlich eingefügten Passus über die Befahrbarkeit der Rüster Wuhr mit
größeren Flussschiffen enthält:

Weiln das obgemelte gantze Ruestemer Wuhr dergestalt mit Holz angefüllt [ist]/ daß [man] ausser deß
kleinen Fahrwerks mit Schiffen nit kann hinauff kommen/ und dasselbig auch den Fischen an seinem Steig
gantz hinderlich vnnd schädlich/ist}/ also daß der Kentzingische Wuhrmeister/ wie es vorhin jeweils gebräuchig
gewesen/ die Wuhr biß in Rhein zuvisitiren/ vnnd fahls ein oder das ander vnrecht befunden
wirdt/ solches gehöriger Orthen zueröffnen haben[soll].42

Bei dieser Freiräumung der Rüster Wuhr ging es offenbar nicht nur um die Öffnung des Wasserwegs
für Fischerkähne, sondern darum, dass auch größere Rheinschiffe wieder über die Rüster
Wuhr elzaufwärts fahren konnten - ob für die Verschiffung etwa von Kenzinger Hanf elz-
und dann rheinabwärts, muss allerdings mangels Quellen offen bleiben. Immerhin aber werden
zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Kenzingen 6 Schiffer gezählt.43 Bei aller Ungewissheit
hinsichtlich möglicher Veränderungen von Anbauschwerpunkten, Handelsströmen und Marktbeziehungen
darf vielleicht aus dem 18. Jahrhundert zurückgeschlossen werden. Damals baute
man „in den oberrheinischen Gegenden, in der Pfalz, im Badischen und an allen Plätzen, die
dem Rhein nahe liegen, den meisten und besten Hanf in Deutschland" an.44 Hanf aus Kenzingen
wurde in die Schweiz, aber auch bis nach Norddeutschland verhandelt und auch aus dem
zur vorderösterreichischen Kameralherrschaft Kürnberg und Stadt Kenzingen gehörenden
Marktflecken Herbolzheim gingen laut Röders Lexikon von Schwaben von 1791/92 „Getreide
und Hanf ... jährlich für einige tausend Gulden in die Schweiz und andere Orte."45 Ausweislich
des Merckschen Warenlexikons waren das Oberrheingebiet und die Täler des Schwarzwalds
auch noch im späten 19. Jahrhundert bedeutende Hanfanbaugebiete, und Freiburg war
neben Straßburg, Heidelberg, Mannheim, Mainz und Frankfurt a.M. einer der Handelsplätze,
„welche das Produkt [den Hanf] des Südwestens versenden."46

Zur Abrundung dieses skizzenhaften Exkurses über Reichweite und Verflechtungen eines
Marktes, der einerseits durch die Produktion von Hanfleinwand und durch den Hanfhandel seitens
der Schweiz, andererseits durch den wachsenden Materialbedarf der damaligen Seemächte
, allen voran der Niederlande mit ihrer verkehrsgünstigen Lage an den Mündungsarmen
des Rheins, geprägt wurde und in dem die Hanfanbaugebiete am Oberrhein eine zentrale Stellung
einnahmen, sei daran erinnert, dass seit dem 17. Jahrhundert auch Holz aus dem Schwarzwald
seinen Weg zu den Werften an der Nordsee- und Kanalküste fand. Noch heute erinnern
Flurnamen wie „Holländerhieb" und der Begriff „Holländertanne" daran, dass die in den
waldarmen Niederlanden vor allem als bevorzugtes Material für Schiffsmasten gesuchten

42 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Cl Wasserbau 2 Nr. 2.

43 Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden. 3 Bde. Hg. von Johann Baptist
Kolb. Karlsruhe 1813-1816, hier Bd. 2 (1814), S. 138.

44 Neues vollständiges und allgemeines Waaren- und Handlungs-Lexicon, in welchem alle und jede im deutschen
und fremden Handel gangbare Artikel ... für Kaufleute, Apotheker, Fabrikanten und Geschäftsmänner ... beschrieben
und abgehandelt sind. Bd. 1-3. Hg. von Johann Georg Friedrich Jacobi, hier Bd. 2, G-O, Heilbronn
a.N.-Rothenburg o.d. Tauber 1799, Stichwort „Hanf, S. 54; im Internet unter: www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/ja-
cobi/neues.

45 Wolfgang Fabnacht: Ein Standort meistert alle Krisen. Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit. In: Kenzingen (wie
Anm. 40), S. 339-358, hier S. 340; Röder (wie Anm. 34), Stichwort „Herbolzheim", Sp. 716.

46 Klemens Merck: Warenlexikon für Industrie, Handel und Gewerbe. 3., umgearb. Auflage, Leipzig 1884,
Stichwort „Hanf, S. 191; im Internet unter: susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/Meyers2/stoebern/werk/mercks/
mercks.html. Die erste, dem Autor nicht zugängliche Auflage erschien 1871 in Leipzig unter dem Titel: Neuestes
Waaren-Lexikon für Handel und Industrie. Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse
, namentlich der Kolonial-, Material-, Droguerie- und Farbwaaren, Mineralien- und Bodenprodukte,
chemisch-technischer und anderer Fabrikate.

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