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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 163
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dabei gewonnene, von Schaben, den holzigen Stängelteilen, völlig freie Produkt ging als
Schleiß- bzw. PeIIhanf direkt in den Handel.63

Die dünneren Stängel des für die Gewinnung von spinnbaren Fasern geeigneten Fimmelhanfs
erforderten dagegen andere Bearbeitungsgänge. Um hier den Faserbast vom holzigen
Kern zu trennen, wurden die Stängel in der Regel gebrochen. Nachdem der Hanf gedörrt war,
wurden die Stängel vor dem Brechen verschiedentlich noch mit besonderen hölzernen Hämmern
in Handarbeit geklopft und weich geschlagen (gebottet). Dadurch konnte der Ertrag an
langen Fasern erhöht werden, weil dann die faserhaltige Bastschicht zwischen der äußeren
Haut und dem holzigen Kern des Hanfstängels in der Hanfbreche, die aufgrund ihrer Konstruktionsweise
den Faserbast stark dehnte, nicht so leicht riss.64 Die dünneren und im Vergleich
zu denen der weiblichen Pflanzen kürzeren Stängel des Fimmelhanfs wurden üblicherweise
in der Hanfbreche gebrochen - oberdeutsch: gebrecht, mundartlich auch: geknitscht (gequetscht
). Die Breche war ein hölzernes Gerät, das aus einem feststehenden Untergestell und
einem darin eingefügten, beweglichen Hebelarm bestand (Abb. 4). Stabile Beine oder zwei
senkrecht stehende, starke Bretter trugen das starre Unterteil, ein etwa zwei Ellen langes, mehrere
Zoll breites und etwas weniger dickes Kantholz mit zwei oder mehr parallelen, durchgehenden
Nuten oder Schlitzen; die zwischen diesen Schlitzen und an ihren seitlichen Rändern
stehen gebliebenen Stege verjüngten sich nach oben zu einer schneideartigen Kante. Es gab
aber auch Modelle, bei denen der feste Teil der Hanfbreche aus parallelen, hochkant stehenden
und an ihrer Oberkante auf dieselbe Weise zugerichteten Brettern bestand, deren Enden in
Stirnhölzer eingezapft waren, in welche die Beine oder Füße der Hanfbreche montiert waren.
Der bewegliche Gegenpart bestand aus einem mit einer Handhabe versehenen Hebelarm, der
mittels eines quer durchgesteckten Stiftes mit dem feststehenden Unterteil verbunden war, so
dass er auf und nieder bewegt werden konnte. Auch der Hebel bestand aus Schlitzen zwischen
den sich in Richtung auf das Unterteil verjüngenden Stegen, die so angeordnet waren, dass sie
beim Niederdrücken des Hebels genau in die Schlitze des Unterteils griffen. Zum Brechen wurden
die Hanfstängel bündelweise quer über den unbeweglichen Teil der Breche gelegt; dann
wurde der bewegliche Arm wiederholt mit Nachdruck auf und nieder bewegt und dabei das
Bündel Stängel allmählich in seiner ganzen Länge quer durch die Breche gezogen. Dabei brach
und splitterte der hölzerne Kern der Stängel, wobei ein großer Teil dieser Holzsplitter, die sogenannten
Schäben, bereits bei diesem Arbeitsgang von den Faserbüscheln getrennt wurde und
als Abfall zu Boden fiel; ein weiterer Teil der Schäben wurde vom Faserbast getrennt, indem
die gebrochenen Stängelbündel anschließend ausgeschüttelt wurden. Bei dieser Arbeit entstand
natürlich viel Staub, und daher betont die „Oeconomische Enzyklopädie", dass sie in Rücksicht
auf die Gesundheit der Hanfbrecher an einem luftigen Ort geschehen müsse. Als Tagesleistung
einer starken und fleißigen Arbeitskraft an der Breche gibt Krünitz 35 bis 40 Pfund
an.65 Nach der „Daglöhnerordnung" des Klosters Schwarzach (Kreis Rastatt) von 1652 betrug
der Tageslohn bei dieser Arbeit für einen Mann 1 Schilling (ß) 8 Pfennig (d) (=5 Kreuzer [xr]),
für eine Frau 1 ß (=3 xr).66 Angesichts der geringen Lohnhöhe ist mit hoher Wahrscheinlichkeit
davon auszugehen, dass es sich dabei um „Nettolöhne" handelte, zu denen zusätzlich noch

63 Schadt, Hanfanbau Hanauerland (wie Anm. 22), S. 158; Uibel (wie Anm. 23), S. 374; Merck (wie Anm. 46),
Stichwort „Hanf, S. 191.

64 Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. 34 Bde. und 4 Suppl.bde. Hg. von Johann
Heinrich Zedler. Leipzig-Halle 1732-1754, hier Bd. 12 (1735), Stichwort „Hanff", Sp. 459-464, hier Sp.
461; im Internet unter: www.zedler-lexikon.de. Encyclopedie (wie Anm. 55), S. 153; Krünitz (wie Anm. 16), S.
803; Markus Randerath/Nicole Randerath: Die Spinnerey; im Internet unter: www.die-spinnerey.de/fa-
sern.html (eingesehen am 17.07.06), Link „Flachs/Leinen".

65 Zum Hanfbrechen vgl. Encyclopedie (wie Anm. 55), S. 150; Krünitz (wie Anm. 16), S. 795.

66 Uibel (wie Anm. 23), S. 374.

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