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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 197
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0197
Ausstellung - wurde Winterhaider mit einer Goldmedaille nebst Urkunde ausgezeichnet.41 Der
Triberger Aufzug reichte über eine Strecke von 550 m bei einem Höhenunterschied von 85 m
und einer Steigung bis zu 25 %. Am 24. Januar 1910 ging er in Betrieb; er konnte gleichzeitig
32 Personen befördern. Die Kosten für das Projekt lagen bei 7.000 Goldmark.42 Bei einer Nor-
malgeschwindigkeit von 1,80 Meter pro Sekunde dauerte die höchst vergnügliche Höhenfahrt
nur 5 Minuten. Und - so fährt der zeitgenössische Berichterstatter fort - Gefahr ist nicht zu befürchten
. Skiläufer packen einfach den hölzernen Handgriff, stehen stramm auf den Skiern, nehmen
an der steilsten Stelle zweckmäßigerweise Hockstellung ein und lassen sich hochziehen.4*
Da die örtlichen Aufsichtsbehörden sich außerstande sahen, eine solche bis dahin unbekannte
„Transportanlage4' baurechtlich zu genehmigen, verging eine ungewöhnlich lange Zeit, bevor
mit der Errichtung begonnen werden konnte. Erst nach langer intensiver Suche geriet man an
die Verwaltung der Großherzoglichen Badischen Eisenhahn, Karlsruhe, die sich als kompetent
erwies, für zuständig erklärte und letztendlich die Baugenehmigung erteilte.44

Unter anderem durch die großherzogliche Auszeichnung angespornt, bemühte sich Robert
Winterhaider, seine Erfindung auch an weiteren für den Wintersport geeigneten Berghängen
praktisch anzuwenden. Er erstellte Kosten-Nutzen-Analysen und versandte sie mit zusätzlichen
Informationen über seine Erfindung unter dem Titel „Epochenmachende Neuerung auf dem
Gebiet des Wintersports" an vermeintliche Interessenten.45 Darüber hinaus machte er konkrete
Vorschläge für den Bau weiterer Lifte. Zum Beispiel plante er, neben der Max-Egon-Schanze
am Feldberg einen kurzen Lift für Springer und Zuschauer zu errichten. Ein Längerer sollte am
Seebuck zwischen Feldberger Hof und Bismarckdenkmal entstehen, interessanterweise fast genau
dort, wo 1959 der meistbenutzte Sessellift des Schwarzwaldes errichtet wurde.46 Alle seine
Bemühungen blieben jedoch erfolglos; niemand war bereit, das notwendige Geld zu investieren
.

Die anfänglichen Misserfolge entmutigten Robert Winterhaider aber keineswegs; mit der ihm
eigenen Energie versuchte er auch weiterhin, seiner Erfindung zum Durchbruch zu verhelfen.
Er verhandelte - letztendlich vergebens - mit diversen Firmen sowie einflussreichen Persönlichkeiten
aus Politik und Wirtschaft im In- und Ausland. Ein zur Begutachtung seiner Erfindung
extra aus Karlsruhe angereister Hofrat äußerte sich dem Schneckenwirt gegenüber wohl
nicht ganz sachlich und sicher auch ein wenig überzogen, aber dennoch nicht ganz weltfremd:
Die Sache ist gut, aber es fehlt der Hintergrund, Sie sollten Doktor, Ingenieur oder wenigstens
Techniker sein! Ja lieber Schneckenwirt, wir leben eben in der Doktor-Zeit; von einem, der nicht
einmal allerwenigstens ,Doktor' ist, kann doch nichts Gutes kommen. Die von Gott gegebene
Intelligenz oder die Praxis machens nicht, der ,Titel*macht die Blinden sehend.47

Das Liftvergnügen, sowohl in Schollach als auch Triberg, fand schon im Ersten Weltkrieg
ein jähes Ende. Während wesentliche Teile des Schollacher Lifts dem steigenden Metallbedarf
des Militärs zum Opfer fielen, musste der Triberger Lift wegen Grundstücksstreitigkeiten
schon im Jahre 1914 wieder abgebaut werden.48 Nach allen diesen Enttäuschungen gab Winterhaider
1923 endgültig auf. Total entmutigt baute er nun auch die Holzmasten seiner Anlage
ab und koppelte die Talstation des Lifts mit einem Dynamo, der die Lichtanlage des Schnecken-

41 PAWS. Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11). S. 5 und Urkunde für Robert Winterhaider:
Krupp/Kleiser/Kleiser (wie Anm. 3), S. 90 und 93.

42 PAWS. Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11). S. 4.

43 Carl August Riediger: Ein Wintertag in Schollach. In: Badner Land 5 (1914), o. S.

44 PAWS, Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 4; Günther Krusche: Der Wasserkraft-Lift von
Schollach. In: Zeitschrift des Deutschen Skiverbandes (DSV) (1958), o. S.

45 PAWS. Werbeprospekte von R. Winterhaider.

46 PAWS. handschriftliche Aufzeichnungen, Pläne und Skizzen von R. Winterhaider.

47 Riediger (wie Anm. 43), o. S.

4S PAWS. Geschichte der Familie Winterhaider (wie Anm. 11), S. 6.

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