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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 203
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0203
Das jüdische Kinderheim „Sonnenhalde'4 in Bollschweil

bei Freiburg 1935-1939

Zur Geschichte des Heims (I) und seiner Leiterinnen, der Kinderärztin
Dr. med. Elisabeth Müller (II) und der Handelsschullehrerin
Dr. phil. Annerose Heitier (III)

Von
Hans Schadek

I

Das jüdische Kinderheim „Sonnenhalde"

Am Abend des 29. Dezember 1936 notierte Marie Luise Kaschnitz, die das Jahresende auf dem
elterlichen Schloss in Bollschweil verbrachte, in ihr Tagebuch: Gespräch über das Kinderheim.
Mama bedauert, dass es nicht möglich ist, die Kinder vor dem Ablauf des Mietkontraktes zu
vertreiben. Es sei eine Schande für eine Gemeinde. Diese Äußerung erschütterte mich sehr. Vor
2 Jahren noch hätte sie den Fall, einer natürlichen Gutmütigkeit folgend, ganz anders beurteilt
. 1

Die Erinnerung an das hier angesprochene Kinderheim, das jüdische Kinderheim „Sonnenhalde
", ist heute fast ganz untergegangen - nur wenige der älteren Bollschweiler wissen noch
davon -, und auch die Herausgeber der Kaschnitz-Tagebücher konnten es nicht verifizieren, im
Anmerkungsapparat fehlt, obwohl die Textstelle aus sich heraus nicht recht verständlich wird,
jeder erläuternde Hinweis.2 Erst spät, und für manche Fragen zu spät, ist auch der Verfasser
durch eine Anfrage aus Jerusalem3 auf das Kinderheim aufmerksam geworden, dessen kurze
Geschichte durchaus allgemeines Interesse beanspruchen kann, allein schon weil es eines jener
zahlreichen lokalen Beispiele dafür ist, wie sich jüdische Bürgerinnen und Bürger in der
NS-Zeit trotz aller Repressalien neue Lebens- und Berufschancen zu schaffen suchten.

Im Februar 1935 reichten Dr. Annerose Heitier, Handelsschullehrerin aus Baden-Baden, und
Dr. Elisabeth Müller, Kinderärztin aus Hannover, beim Badischen Bezirksamt Staufen ihr
Gesuch ein, das Gassert 'sehe Anwesen in Bollschweil als Kinderheim für nichtarische Kinder
nutzen zu dürfen. Anfang September erging der positive gesundheits- und baupolizeiliche

1 Marie Luise Kaschnitz: Tagebücher aus den Jahren 1936-1966. Hg. von Christian Büttrich, Marianne Büt-
trich und Iris Schnebel-Kaschnitz. Frankfurt/M. und Leipzig 2000, S. 112.

2 Die Mitherausgeberin, Frau Iris Schnebel-Kaschnitz, teilte dem Verfasser am 10.5.2004 mit: Ich kann Ihnen in
der Frage nach dem jüdischen Kinderheim .Sonnenhalde' nicht sehr weiterhelfen. Ich seihst habe keine Erinnerungen
daran und auch nicht an Äußerungen meiner Mutter.

3 Am 15.11.2001 richtete Frau Rina Eilon (Eichenberg) in Jerusalem eine Anfrage an den Oberbürgermeister der
Stadt Freiburg, mit der sie um Informationen über das von Dr. med. Elisabeth Müller geleitete ehemalige jüdische
Kinderheim „Sonnenhalde" in Bollschweil bat. Mit der Beantwortung der Anfrage wurde das - damals noch
vom Verfasser geleitete - Stadtarchiv Freiburg betraut. Frau Eilon ist über ihren Mann Peter Joachim Eilon (Eichenberg
), einem Neffen von Dr. Elisabeth Müller, mit dieser verwandt. Sie konnte dem Verfasser aus dem von
ihr gesammelten Briefnachlass der Familie mit zahlreichen, angesichts der schlechten Quellenlage umso wertvolleren
Informationen weiterhelfen. Dafür sei ihr auch an dieser Stelle herzlich gedankt.

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