Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 264
(PDF, 57 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0264
samtübersicht von Manfred Krebs aus dem Jahr 1954 ergänzt. Hinter dem lapidaren Titel verbirgt sich
nichts geringeres als die Gesamtheit der „Generalakten" aus der Zeit des Alten Reichs (etwa 14. Jh.-1806;
für die frühen Jahrhunderte zumeist als Nachschriften). Das heißt all jener Schriftstücke nach der aus inhaltlich
-sachlichen oder praktischen (Lagerung) Gründen vorgegebenen Sonderung von Urkunden, Amtsund
Kopialbüchern, Handschriften, Karten, Plänen und Sammlungen sowie den Beständen des badischen
Haus- und Staatsarchivs und der Ortsakten.

Das Generallandesarchiv trägt bis heute an der Hypothek seiner frühen Beständeorganisation, die auf
die Archivordnung des Geheimen Rats Friedrich Brauer aus dem Jahr 1801 zurückgeht. Sie betrachtete
das Archiv noch vornehmlich als Verwaltungsbehelf für den beträchtlich erweiterten badischen Staat und
wollte wohl auch die herrschaftliche Vielfalt, die auf seinem Gebiet bis dato geherrscht hatte, bewusst
vergessen machen. Konsequent dem Pertinenzprinzip verpflichtet, unterteilte Brauer die Bestände in „Generalakten
" und „Spezialakten", je nachdem, ob sich ein Faszikel einer topographischen Pertinenz eindeutig
zuordnen ließ. Außerdem geht auf Brauer die Binnengliederung der einzelnen Bestände nach
sachthematischen Betreffen („Rubriken") zurück. Dieses bis 1887 durchgehaltene Ordnungsprinzip bedeutete
eine Zerschlagung der gewachsenen Registraturordnungen der Vorarchive und damit der ursprünglichen
Entstehungs- und Überlieferungskontexte der Akten. So stellt beispielsweise der Bestand 79
„Breisgau Generalia" einen Mischbestand dar, in dem Akten der vorderösterreichischen Regierung und
Kammer, der oberösterreichischen Regierung, der Landstände und ihrer Repräsentation („Konsess") sowie
einzelner Herrschaften, namentlich der Grafen von Sickingen und Freiherren von Wessenberg aufgegangen
sind. Eine Rekonstruktion der ursprünglichen Archive und ihrer Tektonik ist ein Desiderat der
Forschung.

Nachdem die „Spezialakten" (= Bestand 229: „badische Ortsakten") in dem bereits 1992 erschienenen
Band sieben der Beständeübersicht erfasst wurden, folgt mit den „Generalakten" nun also der zweite
große Aktenbestand zu den Territorien in der Zeit des Alten Reichs. Die Vorstellung der Bestände folgt
der numerisch-sachlichen Ordnung des Archivs. Für den Breisgau einschlägig sind: Breisgau Generalia
und „Ausland" (79, 80); Geistliche Territorien: Domstift Basel (85), Johanniter Heitersheim (89, 90); Klöster
: St. Blasien (99), St. Märgen (101), St. Peter (102), St. Trudpert (103), Tennenbach (106), Waldkirch
(107); weltliche Territorien: Badenweiler (108), Rötteln-Sausenburg (120), Triberg (122); Ämter: Emmendingen
(137), Freiburg (140), Hüfingen (146), Kenzingen (150), Kirchhofen (152), Lörrach (159), St.
Blasien (175), Schliengen (176), Villingen (184), Waldkirch (186); Städte: Breisach (196), Emmendingen
(198), Freiburg Stadt und Universität (200, 201), Kenzingen (208), Lörrach (212), Staufen (223) und
Waldkirch (226). Besonders hingewiesen sei auf die Bestände 79 P 10 und 79 P 18, die 1998 aus dem
Hauptstaatsarchiv Stuttgart extradiert wurden und deshalb bei Krebs noch nicht aufscheinen (ebenso 111
P: Geroldseck aus dem Archiv von der Leyen). Sie enthalten die Generalakten der ober- und vorderösterreichischen
Regierung und Kammer aus Innsbruck und Ensisheim respektive Freiburg sowie ein Selekt
zur Herrschaft Nellenburg und sind als Provenienzbestände erhalten geblieben.

Die Beschreibung jeden Bestandes beginnt mit Angaben zu Umfang und Laufzeit und wird mit knappen
und sehr nützlichen archiv- (und das heißt: herrschafts-) geschichtlichen Bemerkungen samt Literaturhinweisen
eingeleitet. Darauf folgt eine Übersicht über die einzelnen Rubriken. Je nach Erschließungsstand
kommen zusätzliche inhaltliche Angaben hinzu. Weiterführende Informationen geben dann die einzelnen
Repertorien, die zunehmend auch online über die Homepage des Landesarchivs zugänglich und
seit Beginn des Jahres mit einer Bestellfunktion versehen sind. Ein 100-seitiger Orts- und Personenindex
schließt den Band ab. Diese Indizes sind besonders verdienstvoll, weil sie angesichts der geschilderten
Problematik erst eigentlich eine Verknüpfung der Bestände vornehmen und zu den für ein bestimmtes Forschungsanliegen
einschlägigen Beständen führen.

Die Beständeübersicht eines Archivs ist keine Unterhaltungslektüre und kann dennoch spannender sein
als jeder Roman, weil sie einen unmittelbaren Realitätsbezug besitzt und zu den vielfältigen Formen vergangenen
Lebens hinführt. Was mag sich etwa hinter dem Aktentitel „Freigeister" (S. 131) verbergen, was
hinter ,Johannisfeier von Speyerer Bürgern gegen Katholiken" (S. 75) und was hinter „Schatzgräberei"
in der Stadt Freiburg (S. 351)? Die neue Beständeübersicht ist ein zuverlässiger Wegweiser durch die nicht
ganz einfache Beständegliederung des Generallandesarchivs. Zugleich ist sie ein Buch, das Fragen aufwirft
und zum Forschen anregt - eine dankbare Aufnahme in der landesgeschichtlichen Forschung wird
ihr deshalb gewiss sein. Clemens Joos

264


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0264