Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 272
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0272
Im Kapitel Uber das Essen wird u.a. auf die Bedeutung des Salzes als lebenswichtiges Mineral hingewiesen
, die wichtigsten Getreidearten und ihre Verarbeitung beschrieben, der Stockfisch aus dem norwegischen
Bergen als Volksnahrungsmittel herausgestellt und auch die Küchenkräuter als Heilmittel oder
Zeichen verfeinerter Kochkunst nicht vergessen. Dem Trinken ist der zweite Abschnitt gewidmet; mittelalterlicher
Weinbau, „der lange Weg zum Bier" und das gebrannte Wasser, d.h. der aus Wein zubereitete
Weinbrand oder der aus Obst gewonnene Branntwein, stehen im Mittelpunkt. Mahlzeiten und Tagesablauf
, das Essen des Reichen und einfachen Mannes, das Gastmahl und das höfische Fest sowie die richtige
Ernährung als Grundlage der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen medizinischen Lehren werden
im dritten und letzten Kapitel „Essen und Trinken in den Lebensordnungen" dem Leser näher gebracht.

Das Setzen der nach Unterkapiteln gegliederten Anmerkungen an den Schluss der Abhandlung ist sicher
einer besseren Lesbarkeit des Textes geschuldet, sie erschwert jedoch den Zugriff. Fußnoten wären
hier zeitgemäßer und benutzerfreundlicher gewesen. Ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis
lädt zu weiteren Studien ein; das abschließende ausführliche Register erschließt den Inhalt in vorzüglicher
Weise und erleichtert die gezielte Suche.

Resümierend kann festgehalten werden, dass es Schubert in seinem Buch verständlich und umfassend
gelingt, in die mittelalterlichen Ess- und Trinkgewohnheiten einzuführen. Schonungslos und offen schildert
er sowohl die Völlerei der Oberschicht als auch die Ängste des gemeinen, d.h. armen Mannes vor einer
Hungersnot. Der Aberglaube wird dagegen aus Platzgründen ausgespart und auch „die Kirche" findet
bis auf die frühmittelalterlichen Klöster und ihre agrargeschichtlich bedeutsamen Leistungen nur am
Rande Erwähnung. Ebenso wird der Leser mittelalterliche Kochrezepte vermissen. Wer dennoch ein
authentisches mittelalterliches Gericht essen möchte, dem empfiehlt der Autor mit Wasser zubereiteten
und ungezuckerten Haferbrei, das verbreitetste Gericht im deutschen Mittelalter. Guten Appetit!

Hans-Peter Widmann

Orts- und personengeschichtliche Literatur

200 Jahre Bürgerkultur. Die Museumsgesellschaft Freiburg i.Br. e.V. Hg. von Klaus-Werner Benz, Ulrich
Dold und Peter Kalchthaler. Verlag Herder, Freiburg 2006. 183 S., S/W-Abb.

An großen Namen mangelt es nicht in der 200-jährigen Geschichte der Freiburger „Museumsgesellschaft
". Die Liste der 52 Präsidenten nennt Angehörige der Breisgauer Adelshäuser, Universitätsprofessoren
wie Carl von Rotteck sowie hohe Offiziere und Männer der Wirtschaft. In der 2006 erschienenen
Jubiläumsschrift der 1807 gegründeten Gesellschaft fallen immer wieder Stichwörter auf wie „hohes Ansehen
" oder „führende Position". Der Mediziner Ulrich Dold, der gegenwärtig das Amt des Präsidenten
inne hat, ist sich indessen bewusst, dass die Vereinigung, die im 19. Jahrhundert das kulturelle, politische
und gesellschaftliche Leben in Freiburg dominierte, mit etwa 160 Mitgliedern in der heutigen Großstadt
eher an den Rand gerückt ist.

Wolfgang Hug stellt die Geschichte des „Museums" vor von der Gründung, die mit Freiburgs Eingliederung
in den badischen Staatsverband zusammenfiel, bis zum Ersten Weltkrieg. Er macht deutlich, dass
hier progressive Geister die Aufklärung verinnerlicht hatten und in den 1830er-Jahren freiheitliche Errungenschaften
wie die Pressefreiheit erkämpften und feierten. Allzu radikale Wege wollte die Mehrheit
aber nicht gehen; deshalb spaltete sich 1835 eine Gruppe ab, um unter dem Namen „Harmonie" eine neue
Gesellschaft zu gründen. Mit deren Geschichte setzt sich Torsten Liesegang auseinander. Diese „Bürgerliche
Lesegesellschaft", wie sie mit vollem Namen hieß, war offen für breitere Schichten unterhalb von
Adel und gehobenem Bürgertum und beteiligte sich aktiv an den revolutionären Ereignissen von 1848 und
1849, während die „Museumsgesellschaft" politisch enthaltsam im Hintergrund blieb.

Der überregional feststellbare Niedergang des frühbürgerlichen Vereinswesens in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts erfasste die „Harmonie", die im Zweiten Weltkrieg aufgelöst wurde. Die „Museumsgesellschaft
" dagegen überdauerte diese Phase dank des starken Traditionsgefühls der Mitgliederdynastien.
Gemeinschaftsbildend wirkte auch das Gebäude des „Museums", das seit 1825 Eigentum der Gesellschaft
war: ein drei-geschossiger klassizistischer Bau in prominenter Lage Ecke Kaiser-Josef-Straße/Münstergasse
. Peter Kalchthaler erforschte die Geschichte dieses Gebäudes, das auf dem Areal des Heiliggeist-
Spitals errichtet worden war. Auch das ehemalige Schneckenwirtshaus am Münsterplatz (heutige Stadtbibliothek
), der vorige Sitz der Gesellschaft, war in deren Besitz: 1817 erworben, als Carl von Rotteck
Präsident war.

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