Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 289
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chem Zusammenhang mit diesen Phänomenen steht die Finanzpolitik des Spitals? Wie bedient es sich des
städtischen Kreditmarkts? Damit könnten möglicherweise die immer wieder auftauschenden Klagen über
finanzielle Engpässe (S. 62f) und schlechte Wirtschaftsführung in völlig neuen Zusammenhängen erscheinen
.

Die anderen Fürsorgeeinrichtungen wie das Armenspital und das Gutleuthaus werden im folgenden Kapitel
zusammenfassend behandelt. Das Armenspital in der Vorstadt Neuburg, zu Beginn des 14. Jahrhunderts
mit der Hilfe des Heiliggeist-Spitals gegründet, blieb mit ihm auch in der Folgezeit in enger Beziehung
. Der ausgewählte Standort Neuburg zeigt die enge Verankerung im Milieu der in der Neuburg ansässigen
Zunftbevölkerung. Anfangs nur aus Kapelle und Friedhof bestehend, entwickelte es sich erst in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu einem vollständigen Spitalbetrieb.

Im letzten Kapitel wird das Verhältnis zwischen Stadt und Spital untersucht. Die enge administrative
Verflechtung mit dem städtischen Rat hatte der Autor bereits ausführlich im Kapitel über die Verwaltung
und Alltag behandelt. So konnte er sich hier auf ergänzende Aspekte beschränken. Einerseits brachte das
enge Verhältnis zum städtischen Rat dem Spital durchaus Nutzen. Neben Privilegien und Steuerbefreiungen
gab der Rat in Rechtsfällen wichtigen Rückhalt. Andererseits bediente sich der Rat immer wieder des
Spitalpotenzials. So musste das Spital die Kosten und die Unterhaltung des städtischen Transportwesens
übernehmen; auch in Notzeiten griff man auf die großen Kornvorräte zurück. Wurden Sondersteuern aufgelegt
, musste es oft genug einen beträchtlichen Anteil übernehmen und bei finanziellen Engpässen im
Stadthaushalt nahm man gerne Kredite beim Spital auf (S. 265). Da die Stadt Freiburg seit dem Herrschaftswechsel
1368 unter einer enormen Schuldenlast litt, wäre es interessant gewesen, Genaueres darüber
zu erfahren, wie und in welchem Umfang der Rat das Spitalvermögen als Kreditquelle benutzt hat.
Dieses Verfahren finden wir häufig in anderen Städten, so auch in Freiburg i.Ü. Dort nahm der Rat das
große Spitalvermögen immer wieder als günstige Geldquelle großzügig in Anspruch. So erhielt er nicht
nur Kredite zum halben Zinssatz, sondern er konnte sich mit der Rückzahlung sehr lange Zeit lassen. In
solchen Fällen konnte das Spital aufgrund der engen Verflechtung mit dem Rat seine Interessen kaum noch
durchsetzen.

Das Buch besitzt einen umfangreichen, gut verarbeiteten Anhang (S. 277-352). Hier finden sich die
Amtslisten aller wichtigen Spitalämter (Pfleger, Meister, Schreiber, Schaffner, Priester. Siechenmeisterinnen
sowie der belegbaren Pfründner), ferner werden wichtige Quellen zur Spitalsgeschichte beigefügt
(u.a. Urkunde von 1255 und Spitalordnung von 1318).

Sicherlich wird der Forscher die Edition des Jahrzeitbuchs des Heiliggeist-Spitals sehr schätzen; ist
doch damit ein weiteres wichtiges Freiburger Anniversar veröffentlicht worden. Ein umfangreiches Quellen
- und Literaturverzeichnis sowie ein Register der Orts- und Personennamen schließen das Buch ab und
dokumentieren die sorgfältige Arbeit des Autors. Ziehen wir ein Fazit: Widmann hat mit seiner gründlichen
Monografie zum Heiliggeist-Spital eine schon lange bestehende Lücke geschlossen und ein Werk
vorgelegt, das seinen Stellenwert in der Freiburger Geschichtsschreibung behaupten wird, aber auch noch
zu weiterführenden Forschungen anregen dürfte. Willy Schulze

Hans-Josef Wollasch: Gertrud Luckner. „Botschafterin der Menschlichkeit". Herder Verlag, Freiburg
2005. 143 S., 28 Abb.

Gertrud Luckner gewann 2007 zum wiederholten Male die Wahl zur bedeutendsten Freiburgerin. Nachdem
sie bereits im Vorjahr beim Ranking eines Wochenblattes den ersten Platz belegt hatte, entschieden
sich auch die Leserinnen und Leser der lokalen Tageszeitung für die Freiburger Ehrenbürgerin. Wie Zeitzeugen
berichten, wäre der bescheidenen Frau der Rummel um ihre Person eher unangenehm gewesen.

Zu der Popularität mit beigetragen hat wohl auch die Kurzbiographie über Gertrud Luckner aus der Feder
des früheren Leiters des Caritas-Archivs, Hans-Josef Wollasch, die anlässlich des zehnten Todestages
2005 erschien. Wollasch, der sich bereits in früheren Veröffentlichungen mit dem Schicksal Luckners beschäftigte
, dürfte einer der besten Kenner der Materie sein. Wie schon bei seinem Lebensbild über den
Caritasgründer Lorenz Werthmann zeichnet er gut lesbar und äußerst prägnant das Leben der Protagonistin
nach.

Die am 26. September 1900 in Liverpool als Jane Hartmann geborene Gertrud Luckner wurde im Alter
von wenigen Wochen von ihren leiblichen Eltern, die eine große Reise antreten wollten, dem Ehepaar
Luckner in Pflege gegeben. Das kinderlose Paar ließ die Pflegetochter wahrscheinlich evangelisch taufen
und adoptierte sie 1922. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Berlin und Königsberg studierte Gertrud

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