Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 290
(PDF, 57 MB)
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Luckner in Deutschland und England Volkswirtschaftslehre. 1931 kam sie an die Albert-Ludwigs-Uni-
versität nach Freiburg, an der sie 1938 ihre Promotion ablegte. Gertrud Luckner, die sich als überzeugte
Pazifistin den Quäkern angeschlossen hatte, konvertierte 1934 zum Katholizismus. Bei der Caritas fand
sie den geeigneten Arbeitsplatz, der ihrem Wunsch nach Betätigung im sozialen Bereich entsprach. Aus
freundschaftlichen Gefälligkeiten für bedrohte Juden erwuchs im Laufe des Dritten Reiches ein privates
Netzwerk. Nach Kriegsbeginn setzte Gertrud Luckner im Auftrag des Erzbischofs, der sie in offizieller
und geheimer Mission kreuz und quer durch das Reich schickte, ihre Hilfsaktionen für die verfolgten Juden
fort. Im März 1943 wurde sie, nachdem sie bereits seit Monaten von der Gestapo überwacht worden
war, verhaftet und in das KZ Ravensbrück gebracht. Nach dem Krieg leitete die KZ-Überlebende die Verfolgtenfürsorge
der Caritas. Die Versöhnung zwischen Juden und Christen wurde Gertrud Luckner zur Lebensaufgabe
, der sie in dem von ihr herausgegebenen „Freiburger Rundbrief ein Organ gab. Für ihr
selbstloses und unermüdliches Engagement erhielt sie zahlreiche Ehrungen u.a. die Ehrenbürgerwürde der
Stadt Freiburg, das Bundesverdienstkreuz und die Ernennung zur „Gerechten unter den Völkern", der
höchsten Auszeichnung des Staates Israel. 1995 starb Gertrud Luckner hochbetagt in Freiburg. „Eine komische
Heilige ... aber eine Heilige" (S. 68) charakterisierte eine Freundin posthum die Judenretterin treffend
.

Im zweiten Teil des Buches - „Dokumentation" betitelt - sind der noch erhaltene Briefwechsel Gertrud
Luckners aus der Zeit im KZ und ihre Tagebuchnotizen vom Frühjahr und Sommer 1945 abgedruckt.
Ihre Hauptkorrespondenzpartnerin war die Freundin Cäcilia (Cilly) Böhle, die die Lagerinsassin mit Lebensmittelpaketen
versorgte und sich um deren in Freiburg zurückgelassene Habe kümmerte. Selbst von
Erzbischof Conrad Gröber erhielt Gertrud Luckner Briefe, in denen er versuchte, seinem „Kurier" seelischen
Beistand zu geben. In den Tagebuchnotizen wird der Ausmarsch der geschwächten Häftlinge aus
dem Lager bei Kriegsende und die fast einer Odyssee gleichende Rückkehr Gertrud Luckners nach Freiburg
geschildert.

Die Edition der Dokumente ist weniger dem geringen Umfang der Biographie von 68 Seiten geschuldet
, sondern erfolgte mehr aus inhaltlichen Gründen. Sie bildet eine wertvolle Ergänzung der Lebensbeschreibung
, da Gertrud Luckner in ihren Briefen und Notizen ein Stück weit lebendig wird. Zahlreiche
Bindestriche und die Verwendung englischer Ausdrücke („Mit Frl. Postmeyer church"; S. 101) kennzeichnen
ihren Stil.

Eine Zeittafel, eine Liste der Ehrungen, eine Auswahlbibliographie sowie zahlreiche Bilder runden den
kompakten Band ab, der sich in seiner unprätentiösen Art gut eignet, die Erinnerung an die „Botschafterin
der Menschlichkeit" in der breiten Öffentlichkeit wach zuhalten. Christiane Pfanz-Sponagel

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