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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 39
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0039
Die ältesten Grabsteine des jüdischen Friedhofs von Sulzburg

Von
Günter Boll

Die bis ins frühe 15. Jahrhundert zurückreichende Ansässigkeit von Juden in Sulzburg muss
bald nach dem Tod des 1577 verstorbenen Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach geendet haben
, nachdem der Vormundschaftsrat seiner drei minderjährigen Söhne beschlossen hatte, alle
Juden nach Ablauf ihrer Schutzfrist des Landes zu verweisen.1 Erst unter der Regierung des
Markgrafen Karl Wilhelm entstand in Sulzburg dank der von Joseph Günzburger, dem einflussreichen
Vorsteher der Breisacher Juden, erwirkten Aufnahme mehrerer jüdischer Familien
im badischen Oberland und in der Markgrafschaft Hochberg abermals eine jüdische Gemeinde,
die schon 1739 nicht weniger als dreizehn Haushaltungen zählte und bis zur Deportation der
badischen Juden im Oktober 1940 Bestand hatte.2

Gemeinsam mit ihren Müllheimer Glaubensgenossen, die bis 1849 keinen eigenen Friedhof
besaßen, baten die Sulzburger Juden den Markgrafen am 1. Juni 1717, ihnen die Bestattung
ihrer Toten auf dem hinder dem Stättlin bey der großen Ertzgruben gelegenen Begräbnisplatz
der früher in Sulzburg ansässigen Juden zu erlauben. Da diesem Ansinnen der Bittsteller
angeblich ein Bauvorhaben des Bergmeisters Johann Gottfried Wolff entgegenstand, bot man
ihnen auf Geheiß des Markgrafen als Ersatz für den in nächster Nähe der Grube „Himmelsehre
" gelegenen alten Friedhof ein ungefähr dreihundert Meter von ihm entferntes gemeindeeigenes
Stück Ödland im Wert von 40 Gulden zum Kauf an.

Beide Friedhöfe, sowohl der seiner Grabsteine beraubte alte als auch der 1718 angelegte und
später mehrmals erweiterte neue „Judenkirchhof', sind auf einer in die frühen 50er-Jahre des
18. Jahrhunderts zu datierenden kolorierten Bergwerkskarte zu sehen,3 die im Nachsatz des
1993 erschienenen ersten Bandes der Sulzburger Stadtgeschichte abgebildet ist. Wie diese
Karte widerlegt auch die einschlägige Korrespondenz der Geistlichen Verwaltung Sulzburg mit
dem Oberamt der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen,4 die Ludwig David Kahn als
Quelle für seine Ausführungen zur Geschichte der beiden Friedhöfe benutzt hat, dessen Behauptung
, dass der eine mit dem anderen identisch sei.3 Die Berichtigung dieses Irrtums, die
Eingang in den Beitrag von Bernd Michaelis zum 2005 erschienenen dritten Band der Sulzburger
Stadtgeschichte fand,6 basiert auf dem im Folgenden zitierten Schriftverkehr über „Die
der Sultzburgischen Judenschafft gestattete Begräbnuß".7

1 Berthold Rosenthal: Heimatgeschichte der badischen Juden. Bühl 1927, S. 72.

2 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 229/103727, fol. 3r: allermaßen die hiesige Judenschafft, exclusive des
Schulmeisters, bereits auf 12. famillen angewachsen (Schreiben der Verwaltung Sulzburg an die Witwe des 1738
verstorbenen Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach vom 4. November 1739).

3 GLA, 229/4036, „Grund Riß Über das Sultzburgis[che] Berck Werk" von Johann Friedrich Sick.

4 GLA, 229/103720, „Die der Sultzburgischen Judenschafft gestattete Begräbnuß daselbsten betr. 1717. 1718.
1729. 1730. 1761."

5 Ludwig David Kahn: Die Geschichte der Juden von Sulzburg. Müllheim 1969, S. 17.

6 Bernd Michaelis: „Wenn wir auch nicht vergessen können." Aus der Geschichte der Juden von Sulzburg, in:
Geschichte der Stadt Sulzburg, Bd. 3, Freiburg 2005, S. 163-368, hier S. 180-183 (Der jüdische Friedhof von
Sulzburg).

7 GLA. 229/103720.

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