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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 159
(PDF, 36 MB)
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Rekonstruktion von Anflug und Absturz

Der Ablauf des Angriffs ist in dem Buch von Gerd Ueberschär „Freiburg im Luftkrieg 1939-
1945" detailliert beschrieben.9 Deshalb sollen hier nur einige Informationen zur Situation vor
und während des Angriffes bei Breisach sowie in einem etwa 2,5 km langen und etwa 1,5 km
breiten Bereich zwischen Betzenhausen im Westen und der Eschholzstraße im Osten ergänzt
werden.

In diesem Bereich, der mit der Anflugrichtung der Bomber identisch ist, lag eine ausgeprägte
Bombardierungsspur vor dem eigentlichen Ziel, der Kernstadt. Die Aufprallstelle der NG200
sowie die Fundorte der abgesprungenen Besatzungsmitglieder und Ausrüstungsgegenstände
wurden ebenfalls in diesem Bereich lokalisiert. Bereits im Anflug auf Freiburg wurde die
Lancaster von einem Geschoss, das aus der Flakstellung Hochstetten bei Breisach abgefeuert
wurde, getroffen.10 Major d. R. Dr. Walter Steinbauer, Abteilungskommandeur der Flakstellung
, schrieb hierzu in sein Tagebuch:11

Im Laufschritt bergauf zum Gefechtsstand. Dort hört man: schwerer Bombenangriff auf Freiburg. Wir
können nur drei Gruppen schießen wegen Muni-Mangel, und doch kommt eine Lancaster herunter, ein
schöner Abschuss der Batterie Hochstetten mit nur 12 Schuss Munition!

Der Flaktreffer führte wahrscheinlich zum Ausfall eines der vier Motoren, weshalb die
NG200 ihre Flughöhe auf unter 10.000 Fuß, d. h. 3.000 m, reduzieren musste.12 Die Maschine
befand sich zu diesem Zeitpunkt mit einem ausgefallenen Motor in einem Zustand, bei dem
der Rüg zum Ziel normalerweise nicht abgebrochen wurde. Dabei sank die Fluggeschwindigkeit
durch den verringerten Antrieb von ca. 160 auf ca. 140 Meilen pro Stunde. Die Anflughöhe
des Hauptverbandes, bestehend aus drei Wellen, lag zwischen 12.000 und 14.000 Fuß (ca.
4.000 und 4.600 m). Die Lancaster war Teil der ersten Angriffswelle. Infolge des Motorausfalls
musste sie wahrscheinlich unterhalb der Flughöhe der ersten Welle des Hauptverbandes
fliegen und könnte von dieser überholt worden sein. Die Position war insofern gefährlich, als
höher fliegende Flugzeuge des Verbandes ihre Bomben auf die tiefer fliegende Lancaster hätten
abwerfen können. Ein Treffer dieser Art ist - entgegen bisheriger Meinung13 - im vorliegenden
Fall aber auszuschließen, denn wenn eine Bombe das mit Spreng- und Treibstoff beladene
Flugzeug getroffen hätte, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in der Luft explodiert und
dabei in kleine Stücke gerissen worden. Unter diesen Bedingungen wären der Absprung der
Mannschaft mit dem Fallschirm und das Auffinden von großen Rumpfteilen kaum möglich
gewesen. Der Ausschluss eines Bombentreffers wird durch die Tatsache gestützt, dass in dem
zusammenfassenden Einsatzbericht (Summary of Events) der 166 Squadron keine Bemerkung
zu einem möglichen Bombentreffer zu finden ist.14 Nur der Gesamteinsatzbericht spricht von
dieser Möglichkeit, ohne sie jedoch genau zu beschreiben.

In Betzenhausen-Bischofslinde, im nordöstlichen Ortsbereich, befand sich eine umfangreiche
Flakstellung mit Scheinwerfern.15 Durch die Absenkung der Flughöhe flog die NG200 auf
ihrem Kurs in der Schussreichweite der dort befindlichen 3,7 cm-Geschütze.

9 Ebd.

10 Norbert Krüger: Zum Untergang Alt-Freiburgs und Breisachs, in: Schau-ins-Land 91 (1973), S. 106.

11 Silja Maria Wiedeking: Der Fallschirm hing am Nachbarhaus, in: Badische Zeitung vom 25.11.2004.

12 The Lancaster Manual Part IV, Emergencies, Engine Failure in Flight, handling on three engines, S. 70.

13 Vgl. Ueberschär (wie Anm. 8), S. 237, insb. die Zitate unter Anm. 67: „... was almost certainly caused by a
falling bomb" und „a Lancaster was destroyed over Freiburg by a falling bomb".

14 PRO Air 27/1089, ORB Summary Squadron 166 vom 27.11.1944.

15 Zivilbevölkerung im Bombenkrieg. Die Zerstörung Betzenhausens am 27.11.1944, hg. von Thomas Hammerich,
Andreas Langbein und Peter Oser, Freiburg 2004, S. 91 (Luftbild vom 19.3.1945).

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