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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0021
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Der Totentanz im alemannischen Sprachraum

Vorbilder - Verbreitung - Bedeutende Darstellungen *

Von

Hans Georg Wehrens

Wer sich die Mühe macht, auf einer Landkarte von Mitteleuropa zu verfolgen, an welchen
Orten es Darstellungen von Totentänzen gibt und in welchen Gebieten die meisten Beispiele
dieser mittelalterlichen Bildtradition überliefert sind, wird die dichteste Ansammlung in den
Regionen Elsass, Breisgau, Ober- und Hochrhein, Bodensee und Oberschwaben sowie im
Schweizer Mittelland vorfinden. Dieses Verbreitungsgebiet, in dem seit dem 15. Jahrhundert
die Totentanzdarstellungen in außerordentlicher Vielfalt vorkommen, deckt sich weitgehend
mit dem alemannischen Sprachraum, der im Norden an die Gebiete der fränkischen Dialekte
und im Osten an die der bayerischen Idiome angrenzt, während er sich im Westen und Süden
von den romanischen Sprachregionen scheidet (Abb. 1).

Was hat es mit diesen makabren Totentänzen auf sich? Aus welchen Bildideen sind sie entstanden
und welche Funktion hatten sie? Wie haben sie sich fortentwickelt? Und wo finden wir
heute noch bedeutende Beispiele der darstellenden Kunst mit dieser Thematik? Ist die These
begründet, der Totentanz sei eines der bedeutendsten ikonografischen Themen seit dem
15. Jahrhundert? Anhand der Quellen und des umfangreichen Schrifttums soll vor allem diesen
Fragen nachgegangen werden.

I. Vorbilder

Das Thema „Totentanz"1 wird seit dem 13. Jahrhundert in den Ländern Mitteleuropas, vor
allem in Frankreich und im deutschsprachigen Raum, immer wieder aufgegriffen. Es findet
sich sowohl in der bildenden Kunst als auch in Literatur, Theater, Musik und Tanz.

Für die bildende Kunst lässt sich der Totentanz definieren als Bilderzyklus mit Darstellungen
der Gewalt des Todes über das Menschenleben, ins Bild gesetzt als Reigen oder Tanz oder
als Folge von Einzelbegegnungen des Todes mit seinem Opfer. Der Tod tritt zwar als Skelett
oder halbverweste Leiche auf, agiert aber äußerst „lebendig", spielt auf verschiedenen Musikinstrumenten
und greift aktiv in das Leben des einzelnen Menschen ein, wobei häufig allegorische
Bilder und Symbole, aber auch ironische Gesten und groteske Bewegungen vorkommen.
Die todgeweihten Menschen, meist nach Standeszugehörigkeit geordnet, zeigen sich in ihrer

* Dieser Beitrag wurde angeregt durch den Diavortrag „Der Freiburger Totentanz in seinem Umfeld" von Prof. Dr.
Wolfgang Hug, Freiburg 2008.

1 Totentanzliteratur I: Uli Wunderlich: Der Tanz in den Tod - Totentänze vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Freiburg
2001; Brigitte Schulte: Die deutschsprachigen spätmittelalterlichen Totentänze, Köln 1990; Der tanzende
Tod - Mittelalterliche Totentänze, hg. von Gert Kaiser, Frankfurt a.M. 1983; Erwin Koller: Totentanz - Versuch
einer Textembeschreibung (!), Innsbruck 1980; Hellmut Rosenfeld: Der mittelalterliche Totentanz,
Köln/Graz 31974; Gert Buchheit: Der Totentanz - Seine Entstehung und Entwicklung, Berlin 1926.

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