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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0183
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Buchbesprechungen

Landes- und regionalgeschichtliche Literatur

Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, Begleitbuch zur Ausstellung, hg. von Dorothee
Ade, Bernhard Rüth und Andreas Zekorn, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, 207 S., zahlreiche
Farb-Abb.

Bei dem Werk handelt es sich um ein Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, an dem zahlreiche
Autoren beteiligt waren. Die ersten Kapitel befassen sich mit der Genese der Alamannen (Beiträge von
Dieter Geuenich, Dorothee Ade, Denise Beilharz, Martin Link und Helga Schach-Dörges). Römische
Zeugnisse erwähnen den Namen „Alamannen" erstmals im Laufe des 3. Jahrhunderts n. Chr. Allerdings
nicht als Bezeichnung für ein Volk, sondern lediglich um einen Überbegriff für verschiedenste Personenverbände
im rechtsrheinischen Gebiet festzulegen, die hierher kamen, als die Römer - weil in Kleinasien
und anderswo bedroht - die bislang unter ihrer Herrschaft stehenden Teile des Imperiums langsam aufgaben
. Da bis ins 8. Jahrhundert keine eigenen schriftlichen Zeugnisse der Alamannen vorliegen, ist man,
was ihre Herkunft betrifft, auf die Aussagen von Archäologen angewiesen. Aufgrund ähnlicher Grabriten
hier und im Elbegebiet ging man bislang davon aus, dass die nach Südwesten eingeströmten Personen von
dort her kamen. Die Parallelen sind jedoch offensichtlich zu gering, um solche Schlüsse zuzulassen. Aber
auch wenn dem so wäre, wüsste man noch lange nichts über die früheren Aufenthaltsorte. Genauso unklar
ist, unter welcher Führung die Alamannen standen. Spätantike Quellen lassen eher verschiedene Häuptlinge
als einen König vermuten. Überhaupt bleibt anzumerken, dass es offensichtlich keine sogenannte
„Landnahme" von Alamannen, Bajuwaren und anderen Völkerwanderungsgruppen gegeben hat. Diese
Legenden hat man gerne im 19. Jahrhundert verbreitet, um die nationalen Bestrebungen in den deutschen
Ländern historisch zu untermauern und eine Rechtfertigung für die eigene Staatlichkeit zu begründen. Mit
größter Wahrscheinlichkeit sind Völkerwanderungsgruppen verschiedenster Provenienz nach Mittel- und
Westeuropa gelangt und haben erst hier, zur IdentitätsStiftung und Machtsicherung, einen gemeinsamen
Volksnamen erschaffen.

Um 500 gelang des Merowingern (Franken), das rechtsrheinische Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen
. Erst jetzt unter fränkischer Verwaltung entstand eine Art alamannischer Identität. Ihre Führer strebten
daraufhin im 8. Jahrhundert nach Unabhängigkeit, was zur Folge hatte, dass sie alle 746 beim Blutgericht
von Canstatt auf Befehl des fränkischen Hausmeiers Karlmann hingerichtet wurden. Danach gab es nur
noch Grafschaften unter karolingischer (fränkischer) Regie. Damit, so folgert Dieter Geuenich lapidar,
war die Geschichte der Alamannen auch schon wieder beendet.

Die weiteren Kapitel geben Antwort darauf, was mit den zur Römerzeit hier ansässigen Menschen -
wohl ein Konglomerat aus Kelten und von den Römern hierher gebrachten Personen - geschehen ist. Die
Forschungen Karl Bosls für Süddeutschland zeigen, dass sie sich offenbar mit den Neuankömmlingen
vermischt haben. Für den alamannischen Raum kommen noch Einflüsse aus dem mittleren Donauraum
und den Karpaten hinzu (Christiane Frank). Auch können Einwanderungen vom Ostgotenreich, den oberitalienischen
Langobardengebieten (Jörg Drauschke) sowie aus dem thüringischen Raum und dem Burgund
stattgefunden haben (Uwe Gross). Mit einiger Wahrscheinlichkeit versammelte sich demnach in den
Jahrhunderten nach der Römerherrschaft ein überaus buntes Völkergemisch rechts des Rheins (Joachim
Wahl).

Die archäologischen Funde bis zum Erscheinen der ersten schriftlichen Quellen im 8. Jahrhundert lassen
darauf schließen, dass die Neuankömmlinge einen regelrechten Kulturschock erlebt haben müssen,
als sie das erste Mal auf römische Gutshöfe, Siedlungen oder gar Städte (Rottweil) gestoßen sind. Zum
Beispiel lassen sich vereinzelt Holzhäuser, gebaut wie vor Jahrtausenden, in den römischen Bauten ermitteln
. Meist aber verfielen die Höfe und Städte der Römer. Stattdessen wurden Streusiedlungen entlang
der antiken Straßen errichtet (Andreas Willmy, Helga Schach-Dörges, Hans-Joachim Schuster, Stefan
Schmidt-Lawrenz, Dorothee Ade und Andreas Zekorn). Aber erst in der Merowingerzeit kam es zu Dorf-

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