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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0007
Geeignet der Ort - und programmatisch die Bezeichnung

Zu Lage und Namen von Klöstern in Südwestdeutschland und darüber hinaus

Von

Norbert Ohler

Ende des 6. Jahrhunderts waren zwölf irische Mönche unter Führung Columbans auf den Kontinent
gezogen, um dort das geschwächte Christentum durch die Gründung von Klöstern neu
zu beleben. Jahre später (612) trennte Gallus sich am Bodensee von seinem Meister Columban
und suchte mit Hilfe eines Landeskundigen einen Ort, an dem er als Einsiedler leben wollte.
Als er im Hochtal der Steinach zu Fall kam, sah er darin ein Zeichen, dass Gott ihm diesen Ort
bestimmt habe. Er steckte ein Kreuz aus Haselzweigen in den Boden, befestigte eine Kapsel
mit Reliquien daran und widmete sich an dem auf diese Weise geheiligten Ort dem Gebet und
Fasten. Bald sammelten sich Gleichgesinnte um ihn. So erzählt es Walahfrid, Mönch und Abt
im Kloster Reichenau (t 849), gut zweihundert Jahre später.1 Auch in Schuttern, St. Trudpert
und andernorts liegen Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte zwischen ersten Hinweisen auf eine
Einsiedelei und schriftlichen Quellen, die eine Mönchsgemeinschaft bezeugen.

Im Jahr 719, drei Generationen nach dem Tod des Gallus (vor 650?), wurde der Alemanne
Otmar Abt in St. Gallen. Zu seiner Zeit entwickelte sich die ehemalige Einsiedelei zu einem
bedeutenden Kloster, einem in sich abgeschlossener Ort mit Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden
. Der heilige Gallus - heute würde man sagen das Kloster St. Gallen - erhielt zahlreiche
, schriftlich bestätigte Schenkungen, vor allem im seinerzeitigen Bistum Konstanz und
damit auch im Breisgau.2 Im Namen des Klosters und im Gebet der Mönche lebte der einsame
Gottsucher weiter.

Walahfrids Aussagen seien um Nachrichten aus anderen Quellen ergänzt: Ein Mensch will
radikal Ernst machen mit der Nachfolge Christi und zieht in die Fremde; nach Jahren asketischer
Heimatlosigkeit sucht er eine ständige Bleibe und findet sie durch ein göttliches Zeichen.
Bei solchen Einsiedeleien entstanden Gemeinschaften, die ihr Leben einer Regel unterwarfen.
Ihr Tag war eingeteilt in Zeiten des Gebetes, der Arbeit und der Ruhe; sie hielten sich an die

* Der Autor ergänzt damit seine Studie ,Mönche und Nonnen im Mittelalter'. Düsseldorf 2008 (mit Einzelnachweisen
, die hier nicht wiederholt werden). Viele Einzelangaben sind Werken entnommen, die in den unten folgenden
Anmerkungen genannt sind, ferner dem Dictionnaire d'histoire et de geographie ecclesiastique sowie dem
Repertoire topo-bibliographique von Cottineau. Alle Aussagen zu belegen, würde darauf hinauslaufen, den für
Beiträge in dieser Zeitschrift bewährten Umfang zu sprengen. Verzichtet wurde auf Unterscheidungen wie der/die
Gründer/in.

1 Walahfrid Strabo: Leben des hl. Gallus; vgl. Ohler (wie Anm. *), S. 75f. Zum Itinerar Columbans durch Gallien
und Germanien nach Bobbio in Italien vgl. Atlas zur Kirchengeschichte. Die christlichen Kirchen in Geschichte
und Gegenwart, bearb. von Jochen Martin, aktualisierte Neuausgabe, Freiburg u.a. 1987 (Atlas zur
KG), S. 25.

2 Vgl. Historischer Atlas von Baden-Württemberg (HABW), hg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg, Stuttgart 1972-1988, Karte VIII, 2: Besitz karolingischer Reichsabteien um 900,
bearbeitet von Joseph Kerkhoff (Reichenau, St. Gallen, Weißenburg) und Gerd Friedrich Nüske (Ellwangen,
Fulda, Lorsch, Prüm, St-Denis, St-Martin in Tours), 1977.

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