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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0013
Konrad Stürtzel, Hofkanzler und Rat Kaiser Maximilians I

Von

Dieter Mertens

500 Jahre nach dem Tode Konrad Stürtzels, des Erbauers des repräsentativen Gebäudes, das
nachmals „Basler Hof genannt wurde und in dem heute der Freiburger Regierungspräsident
residiert, sich Stürtzels zu erinnern und dies in eben diesem Gebäude zu tun, ist zweifellos
angemessen.1 Der Zerstörung am 27. November 1944, als der Bau völlig ausbrannte, folgte
glücklicherweise sechs Jahre später der Wiederaufbau durch das südbadische Staatliche
Hochbauamt - „dank dem für Baudenkmalpflege und jegliche geschichtlichen Werte so aufgeschlossenen
badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb", wie Joseph Schlippe schrieb.2 Für
den von der Zerstörung besonders stark betroffenen nördlichen Teil der Altstadt hat die Wiederherstellung
des historischen Baues eine konstitutive Bedeutung. Wenn man auf dem sogenannten
„Großen" oder „Kleinen Sickingerplan" von 1589 die Bebauung der „Großen Gaß"
oder „Hauptgaß" auf der Strecke zwischen dem Christophstor im Norden und dem Martinstor
im Süden, also auf der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, verfolgt, fällt die hervorragende Bedeutung
des Stürtzelschen Palais noch mehr ins Auge als heute, wo es mit langen Kaufhausfassaden
konkurriert.3 Nach seiner Errichtung um 1500 übertraf die der „Großen Gaß" zugekehrte
Westfassade des Stürtzelschen Baues allein schon aufgrund ihrer Ausmaße - sie ist 32 m lang
- sogar die Westfassade des Heilig-Geist-Spitals mit ihrer vorgesetzten doppelten Freitreppe; sie
deklassierte die gesamte übrige Bebauung der Straße ohnehin - oder andersherum ausgedrückt:
Stürtzels Palais wertete die zwar breite, aber bis dahin nicht repräsentativ gestaltete „Hauptgaß"
städtebaulich auf. Stürtzel hat seit den 1480er-Jahren sieben Häuser mit ihren Grundstücken auf-

1 Der nachfolgende Beitrag gibt den redigierten und mit Anmerkungen versehenen Text eines am 30. November
2009 im „Basler Hof gehaltenen Vortrags wieder. Vorab sei verwiesen auf das Buch des bedeutenden Lutherphilologen
Georg Buchwald (geb. 1859 in Großenhain, Sachsen, gest. 1947 in Rochlitz): Konrad Stürtzel von
Buchheim aus Kitzingen, Doktor des kanonischen Rechts, Kanzler Kaiser Maximilians I., Erbschenk der Landgrafschaft
Elsaß. Eine Schilderung seines Lebens und Wirkens nach archivalischen Quellen, Leipzig 1900.
Buchwald dankt im Vorwort zahlreichen Archivaren und Bibliothekaren, die ihm Mitteilungen aus ihren Quellen
gemacht haben, darunter auch dem Freiburger Stadtarchivar Peter R Albert. Doch Buchwald gibt kaum einmal
die Fundstellen an, sodass sein wortreiches Buch zwar auch materialreich, aber dennoch nur eingeschränkt
brauchbar ist. Dagegen gibt Jürgen Bücking: Das Geschlecht der Stürtzel von Buchheim (1491-1790). Ein
Versuch zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Breisgauer Adels in der frühen Neuzeit, in: ZGO 118 N.F. 79
(1970), S. 239-278, Nachweise seiner Archivrecherchen; zu Konrad Stürtzel stellt er freilich auch einige unbelegte
und unrichtige Behauptungen auf. Abwegig ist Bückings Identifizierung Stürtzels mit dem Autor der Reformschrift
des sogenannten „Oberrheinischen Revolutionärs": Der „Oberrheinische Revolutionär" heißt Conrad
Stürtzel, seines Zeichens kgl. Hofkanzler, in: Archiv für Kulturgeschichte 56 (1974), S. 177-197; dagegen Klaus
Arnold: „Oberrheinischer Revolutionär" oder „Elsässischer Anonymus"?, in: Archiv für Kulturgeschichte 58
(1976), S. 410-431; Hermann Kopf: War Kanzler Konrad Stürtzel der „Oberrheinische Revolutionär"?, In:
Schau-ins-Land 97 (1978), S. 29-37. Die kritische Ausgabe: Der Oberrheinische Revolutionär. Das buchli der
hundert capiteln mit XXXX Statuten, hg. von Klaus H. Lauterbach (Monumenta Germaniae Historica,
Staatsschriften des späteren Mittelalters 7), Hannover 2009, geht zu Recht auf Bückings These nicht mehr ein.

2 Joseph Schlippe: Der Basler Hof in Freiburg, in: Schau-ins-Land 84/85 (1966/67), S. 160-192, Zitat S. 163;
Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten, Freiburg 1990, S. 124-129.

3 Johannes Mangel Die Freiburg-Ansichten des Gregorius Sickinger von 1589. Quellen zur Geschichte der Stadt
in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 35),
Freiburg 2003, S. 171-173.

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