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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0035
Die Freiburger Klarissin Sibilla von Bondorf -
Eine Künstlerin des 15. Jahrhunderts

Von

Werner Heiland-Justi
Vorwort

Sibilla1 von Bondorf lebte am Ende des 15. Jahrhunderts in den Klarissenklöstern in Freiburg
im Breisgau und auf dem Wörth in Straßburg, wo sie etwa 1524 verstarb. Sie stammte vermutlich
aus der Familie von Bondorf, die an verschiedenen Orten im Südwesten Deutschlands
beheimatet war. In den Unterlagen, die es über diese Familie gibt, wird eine Sibilla jedoch nicht
genannt. Es ist natürlich möglich, dass sie den Namen Sibilla als Nonne angenommen hat. Die
meisten Bilder hat Sibilla für Heiligenlegenden gemalt, die im Freiburger Klarissenkloster oder
in Straßburg in alemannisch geschrieben wurden. Es sind dies die Legenden des hl. Franziskus
von Assisi nach Bonaventura, der hl. Klara von Assisi nach Thomas von Celano und die der hl.
Elisabeth, Landgräfin von Thüringen nach Dietrich von Apolda. Weitere Bilder finden sich in
der Klarissenregel aus dem Bickenkloster in Villingen, dem ursprünglichen Beginenkonvent,
und in „Gesangbüchern" anderer Freiburger Klöster. Die Bücher sind zum Teil von dem
„besten" Buchbinder der Zeit, Rolet Stos aus Freiburg im Uechtland, gebunden. Die Bilder,
Miniaturen, sind auf Pergament gemalt, die dann in die jeweiligen Texte eingebunden sind. Die
Größe der Bilder in den Legendenbüchern ist einheitlich 7 cm x 10 cm. Ein Bild hat Sibilla
selbst mit ihrem Namen signiert (Abb. 1): hec pictura est a sorore sibilla de bondorff orate
deum per ea. Dieses Bild ist von der Schwester Sibilla von Bondorf - betet zu Gott für sie. Ihre
übrigen Bilder „signierte" sie sehr oft mit dem Bild einer knienden Nonne - wie Graffiti-
Sprayer mit ihrem take. Ihr Stil ist allerdings so einmalig, dass ihre Bilder sehr leicht erkennbar
sind. Sie zeichnen sich gegenüber zeitgenössischen Bildern, anderen Miniaturen oder
Altarbilder durch ihre Farbigkeit und Heiterkeit aus. Die Details sind sehr fein ausgemalt, wie
etwa die Augen, die im Original nur 1 mm Durchmesser haben, sind mit Iris und Pupille ausgeführt
. Der Kunsthistoriker und Museumsmann des vorigen Jahrhunderts, Ludwig Justi,
schrieb über die Miniaturen der Elisabeth-Legende: [...] darin eingeheftet viele kostbare farbige
Bilder auf Pergament - es waren starke Eindrücke meiner Kindheit, wenn mich mein Vater
dies wundersame Buch betrachten ließ.2

Ihre Herkunft

Die Zeugnisse über das Leben der Sibilla von Bondorf sind spärlich.3 Der Familienname deutet
möglicherweise auf die Herkunft aus einem von drei verschiedenen Orten in Südwestdeutsch-

1 In der Literatur wird ihr Name oft mit „y" („Sibylla") wiedergegeben. Nachdem sie selbst aber „Sibilla" schreibt
(vgl. Abb. 1), wurde diese Form für den Beitrag gewählt.

2 Ludwig Justi : Werden-Wirken-Wissen, hg. von Thomas W. Gaethgens, Berlin 2000, S. 53.

3 Ulrike Bodemann-Kornhaas: Von Schwestern für Schwestern. Miniaturenzyklen der Sibylla von Bondorf, in:
Frauen - Kloster - Kunst, hg. von Jefyrey F. Hamburger, Redaktion: Susan Marti, Leiden 2007, S. 197-212.

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