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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0103
Welche Folgerungen ergeben sich nun aus diesem Sachverhalt? Zunächst können wir festhalten
, dass mit der Abtretung der „Sonne" zugunsten des jüngsten Seiinger-Sohnes Hans Jerg
die ursprünglich vereinbarte Verteilung von insgesamt fünf Häusern bzw. Anwesen und zwei
Hausplätzen obsolet wurde und eine geänderte Erbteilung vorgenommen wurde.51 Die Aufteilung
der umfangreichen und relativ komplexen Erbmasse unter die Söhne und Töchter des
Franz Fidelis Seiinger scheint jedoch gerade nicht den Breisacher Immobilienbesitz tangiert zu
haben, verblieb der 1796 für die öffentliche Versteigerung vorgesehene Breisacher Hausanteil
doch bis 1821 im Besitz der Erbengemeinschaft, obwohl Franz Seiinger, nach allem, was wir
wissen, für die Übernahme dieses Anwesens geradezu prädestiniert gewesen zu sein scheint.52
Mehr noch: Wie es den Anschein hat, führte Franz, der sich, um es einmal Neudeutsch auszudrücken
, im städtischen Umfeld als selbständiger Handelsmann ,neu positionierte', in den
Folgejahren nicht etwa eine Existenz als wohlhabender Hauseigentümer, sondern lebte, worauf
eine amtliche Quelle des Jahres 1805 zumindest hindeutet,53 als Mieter in jenem Gebäude der
Breisacher Innenstadt, das heute unter der Adresse Neutorstraße 6-8 firmiert. Die genannte
Lokalität beherbergte einst zwei ganz unterschiedliche Arten des Gewerbes: Einerseits befand
sich hier das Gasthaus „Zum Rebstock" (Abb. 5), andererseits wurde das im Besitz eines Jakob
David befindliche Haus zumindest teilweise als Krämerladen genutzt, was wiederum zu den
geschäftlichen Aktivitäten des mutmaßlichen Mieters Franz Seiinger passen würde.54
Interessanterweise belegt die gleiche Quelle, dass das einstmals im Besitz des Merdinger
Sonnenwirtes Franz Fidelis Seiinger befindliche Blechlinsche/Blöchlinsche Anwesen (der
Blechlische Hoff) von einem Mieter namens Isack Samuel Neumark (geb. 1763) bewohnt
wurde, der der jüdischen Gemeinschaft angehörte.

(Die übrigen Erben des Franz Fidelis Seiinger waren zum Zeitpunkt des Grundbucheintrags bereits verstorben!).
Dass am 18. Juni 1821 eine ehemals im Besitz des Franz Fidelis Seiinger befindliche Immobilie veräußert wurde,
ergibt sich aus einer Formulierung auf fol. 135 des Grundbuchs, wo der als verstorben bezeichnete Franz
Seelinger als Vater und Schwiegervater der genannten Erben aufgeführt wird. Für den 1820 verstorbenen Handelsmann
Franz Seiinger hätten hingegen die Bezeichnungen „Bruder" und „Schwager" Verwendung finden müssen
.

Während es sich bei der Breisacher Immobilie lediglich um einen Mehrheitsanteil handelte, standen in Merdingen
mehrere Häuser zur Disposition. Die wertvollste Immobilie war sicher die „Sonne". Darüber hinaus lässt sich ein
Anwesen im unweit der „Sonne" gelegenen Gewann „Hinterhofen" lokalisieren (Nr. 81). Ein weiteres Haus (Nr.
204) lag sehr wahrscheinlich in der heute noch existierenden Rittgasse. Schließlich wird noch ein Haus (Nr. 67)
aufgeführt, das als im obern Dorf gelegen bezeichnet wird. Auch die , Hausplätze' lassen sich in beiden Fällen der
Gemeinde Merdingen zuordnen.

Ergänzend sei bemerkt, dass zum Zeitpunkt der Ausstellung des Theilzedels für Johann Georg Seiinger (30. Juni
1797) das Haus nach wie vor Teil des Nachlasses war: In der Rubrik „Ausstände" (ebd.) wird der Breisacher
Immobilienanteil lediglich auf seinen Wert (800 Gulden) geschätzt und als Teil der Erbmasse aufgeführt. Der
Vollständigkeit halber sei außerdem angemerkt, dass die Breisacher Ratsprotokolle bereits für die Jahre 1701 und
1702 einen Johann David Seiinger als Inhaber der vor Ort befindlichen unteren Apotheke bezeugen. Ob und wie
dieser Apotheker mit der Merdinger Seiinger-Sippe verwandt war und ob der Ende des 18. Jahrhunderts nachweisbare
Breisacher Hausanteil hierzu in Verbindung zu bringen wäre, wissen wir nicht, Haselier (wie Anm. 45),
S. 7. Die mir von Uwe Fahrer, Stadtarchiv Breisach, zur Verfügung gestellten Reproduktionen des Ratsprotokoll-
Eintrags vom 1. September 1701 geben als Schreib form des Familiennamens Seelinger tax erkennen.
Bei dieser Quelle handelt es sich um ein im Stadtarchiv Breisach, Fasz. 3016, lagerndes Aktenheft, das den Titel
„Numerirung der Häuser der Stadt Altbreysach, aufgenommen den 27. September 1805" trägt. Zu dieser
Archivalie siehe Haselier (wie Anm. 45), S. 189. Die im Folgenden mitgeteilten Informationen beruhen auf
schriftlichen Mitteilungen von Uwe Fahrer, Stadtarchiv Breisach, vom 9. und 24. August 2010, der eine
Transkription der Archivalie vorgenommen hat. Einschränkend ist zu bemerken, dass das genannte Häuserverzeichnis
Seiingers Vornamen nicht explizit nennt, sondern lediglich einen Herrn Seelinger aufführt.
Haselier (wie Anm. 45), S. 485, erwähnt für das Jahr 1842 einen Rebstockwirt namens David. Ob dieser
Gastronom mit dem 1805 belegten Vermieter Seiingers gleichzusetzen ist, bleibt vorläufig ungeklärt. Immerhin
deutet dieser Beleg daraufhin, dass der Hauseigentümer des Jahres 1805 selbst den „Rebstock" betrieb.

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