Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z2a
Sphinx: Zeitschrift für praktischen Okkultismus; Zentralorgan der Deutschen Okkulten Gemeinschaften
Augsburg, 1.1919/20
Seite: 218
(PDF, 83 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0222
- 218 —

Wahnsinn und kein Ende.

Von Jean Paar.
Geschrieben in der Zeit vom 10. bis 16. März 1920.

Es war einmal ein Erzschelm, der hatte das Pech, beim Stehlen
einer goldnen Uhr erwischt zu werden, als er aber vor Gericht kam,
da hatte er das Glück, einen tüchtigen Verteidiger zu erwischen, der es
so glaubhaft zu machen verstand, daß man ganz offensichtlich einen total
Unschuldigen erwischt habe, daß das Gericht zu einem Freispruch kam.

Beim Hinausgehen trat der Freigesprochene an den Anwalt
heran, bedankte sich für seine Mühe und setzte dann leise hinzu:
„Darf ich die Uhr jetzt tragen, Herr Doktor?"

Es ist jetzt für Erzschelme eine goldene Zeit. Sie schießen unter
hoher und höchster Protektion (allerhöchste gibt es in einer Republik
bekanntlich noch nicht) wie Pilze aus der Erde, nur darf man sie
beileibe nicht für Edelpilze halten.

Ein naiver Schriftsteller besuchte jüngst in Begleitung eines
Kriminalisten verschiedene Berliner Verbrecher- und Schieber-Caf6s
in denen in der allerungeniertesten Weise alles Mögliche, meist aber
Gold und Juwelen verkauft wurden. Der naive Schriftsteller sagte
ganz entsetzt: „Aber die Verkäufer mit den Galgengesichtern sind
doch alles zweifellos Spitzbuben und Verbrecher, warum verhaften Sie
die denn nicht?"

Seelenruhig erwiderte der Kriminalinspektor:

„Die Bande hat einen zu guten Schutz."

„Aber, um Gotteswillen, wer schützt denn die?"

„Das Gesetz!"

„Das Gesetz?"

„Das Gesetz! Verhaften kann ich die ganze Gesellschaft hier,
und verdient hätten die es alle hundertmal, aber — ich muß ihnen
nachweisen, daß und wo sie die Sachen gestohlen haben, die sie da so
ungeniert verschärfen, und da ich das in neunundneunzig von hundert
Fällen nicht kann, so laß ich die Hände davon."

*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/sphinx_zo_dog/0222