Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
1.1907/8
Seite: 451
(PDF, 135 MB)
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Vorgänge in d$n Jahren 1830 und 1848. In beiden Jahrhunderten das
Gefühl, vor einem drohenden Weltuntergang zu stehen. Das Aufblühen
der Wissenschaften und Entdeckungen (hämmerbares Glas unter Nero)
gibt zugleich der Bildung einen encyklopädischen Charakter: dort die
Encyklopädie des Cornelius Celsus, die des älteren Plinius, hier unsere
Konversationslexika. — Abenteuerliche Ausgeburten der Kultur dort in
Apollonius von Thyana und im Magier Simon usw. Hier im Spiritismus
."

Da haben wir es: der Spiritismus ist für den Verfasser eine „abenteuerliche
Ausgeburt der Kultur". Wahrscheinlich ist das allerabenteuer-
lichste dieser Kultur für ihn die theosophische Bewegung. Trotzdem
möchte man es beinahe Theosophie nennen, was aus den folgenden, die
Gegenwart betreffenden Sätzen des Verfassers herausklingt:

„Aber wenn uns die Vergleichung mit Vorausgehendem etwas zu
lehren imstande ist, so scheint doch der Hauptton auf dem religiösen
Problem zu liegen. Alles andere wird überragt von der Bedeutung der
religiösen Entwickelung. Der Fortschritt von der jüdischen Religion zur
christlichen ist der bezeichnendste der bisherigen Geschichte. So scheint
denn auch unsrer Zeit trotz aller gegnerischen Tendenz doch das religiöse
Problem am höchsten zu stehen. Unsere ganze Literatur ist davon
voll, die ganze Politik und Kultur des 19. Jahrhunderts dreht sich um
diesen Punkt. Und zwar verläuft die Entwickelung durchaus nicht im
Sinn einer Überwindung, einer Negation der Religion, sondern im Sinn
einer Vertiefung, einer ernsthaften Verwirklichung."

Diese hier der heutigen Entwickelung zugestandene Tendenz der
Vertiefung ist ja eines dep Hauptziele der theosophischen Bewegung,
aber einer Vertiefung im religionsphilosophisch-esoterischen Sinn und
nicht im römisch-katholisch-exoterischen Sinn, wie sie der Verfasser sich
denkt. Allein trotz dieser prinzipiellen Verschiedenheit der Anschauungen
müssen wir Herrn Dr. Richard v. Kralik doch dankbar sein für diesen
Versuch eines Nachweises der cyklischen Entwickelung der Menschheit.
Seine Schrift dürfte wohl den besten der bis jetzt gelieferten Beweise
dafür darstellen, daß die Weltgeschichte unter dem Bild einer Spirallinie
aufzufassen ist, und daß ein vollständiger Umlauf dieser Spirale in
1800 Jahren stattfindet. Wessen Uberzeugung freilich in dem Gedanken
der Palingenie wurzelt, in dem Gedanken, daß etwa alle 1800 Jahre dieselben
Individualitäten wieder auf dem Plan der Weltgeschichte erscheinen
, um hier neue Erfahrungen zu sammein und neue Fähigkeiten
auszubilden, dem wird die Schrift Dr. v. Kraliks zwar Nichts bieten,
was ihn besonders überraschen, aber Vieles, was auch ihm höchst beachtenswert
erscheinen dürfte.


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