Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
6.1912/13
Seite: 347
(PDF, 158 MB)
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Auf Grund dieser Tatsachen hat Prof. Crookes eine Theorie aufgestellt
, durch die er die Strahlungserscheinungen im allgemeinen zu erklären
suchte. Er nahm an, daß die Materie nicht nur dreierlei Aggregatzustände
besitzt, wie wir nach der bisherigen Erfahrung glaubten, sondern
daß es noch eine vierte Erscheinungsform des Stoffes gibt, die er als
»strahlende Materie« bezeichnete. Wenn z. B. in einer Geißlerröhre
das Gas soweit verdünnt wird, daß es unter dem elektrischen Hochstrom
nicht mehr farbig fluoresziert, dann wäre in ihm der »ultragasförmige«
oder »strahlende« Aggregatszustand erreicht. Möglicherweise, dachte
sich Crookes, sind in diesem Zustand der Materie die Atome sogar in
Uratome zerlegt, während bisher die Atome als unzerlegbar, als die letzten
Bausteine des Stoffes betrachtet wurden.

Ganz unverändert ist diese Crookessche Hypothese nicht geblieben,
aber sie bildet noch die Grundlage der heutigen Theorien.

Kehren wir noch einen Augenblick zu den Kathodenstrahlen zurück.
Wenn Kathodenstrahlen auf feste Körper auffallen, so entsteht eine neue
Art von Strahlung, nämlich die »Röntgenstrahlen«. 1895 wurden sie
von dem Würzburger Professor, nach dem sie jetzt benannt sind, entdeckt
; sie heißen auch X-Strahlen. Wie allgemein bekannt ist, haben
diese Strahlen besonders in der Medizin praktische Verwendung gefunden.
Sie besitzen nämlich die Eigenschaft, bei ihrer geradlinigen Strahlung
sehr viele feste und flüssige Körper zu durchdringen, bestimmte Substanzen
aber nicht. Sie werden für gewöhnlich gleichfalls nicht direkt gesehen,
beeindrucken aber die photographische Platte und erleuchten Phosphoreszenzschirme
. Wenn man vor einen menschlichen Brustkorb, in den z. B.
ein Geschoß eingedrungen ist, eine Röntgenröhre bringt und hinter
ihm einen Bariumplatincyanürschirm aufstellt, so gerät dieser Schirm in
Fluoreszenz, aber nicht gleichmäßig auf seiner ganzen Fläche, sondern
es zeichnen sich auf ihm Schatten von verschiedener Dichtigkeit auf,
eine Silhouette der Körperkonturen und ein deutliches Schattenbild der
Rippenknochen samt dem eingedrungenen metallischen Fremdkörper.

Die Schädigung, welche der Organismus durch die Röntgenstrahlung
erleidet, wird dadurch auf ein Minimum herabgesetzt, daß die Aufnahme
von scharfen photographischen Momentbildern nur Bruchteile einer
Sekunde erfordert. *

Hier stehen wir bereits vor Erscheinungen, die alle unsere früheren
Auffassungen über »Durchsichtigkeit« und »Undurchsichtigkeit« einfach
umstürzen. Von den Eigenschaften des gewöhnlichen optischen Lichtes
entfernt sich diese Strahlung schon sehr weit. Aber nicht bloß unsichtbar
sind die X-Strahlen (das sind ja Wärmestrahlen schließlich
auch), sondern für unsere Nervenorganisation überhaupt unwahrnehmbar,
— kurz, sie sind für uns ein übersinnliches Phänomen.

Aber schon ein Jahr nach der Entdeckung Röntgens, also 1896,
wurden die X-Strahlen durch einen neuen Fund in den Schatten gestellt.
Es war die Entdeckung der »Radioaktivität«, d. h. der Selbststrahlung


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