Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 36
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36 Baas

frühzeitige Heiraten, außerehelichen Geschlechtsverkehr, Schändung
, Hurerei u. dgl. gewähren uns tiefe Einblicke in die
Nachtseiten des mittelalterlichen Lebens. Fast komisch berührt
es uns aber, wenn dann — darin scheinen auch die
alten Studenten besonderes geleistet zu haben — das „ungebührliche
Fressen und Saufen", das Zutrinken und Schreien
getadelt wird; auch die Kleiderordnungen mit ihren Bestimmungen
gegen den überhandnehmenden Luxus oder die geradezu
unanständigen Trachten der Herren und Knechte sind Zeichen
einer Lebenshaltung, die gesundheitlich eine Reihe von Ge-
fahren in sich barg. Die Unmöglichkeit, diesen Übeln an der
Wurzel beizukommen, bildete mit eine Ursache, die die vielen
Anstalten zur Betätigung der Nächstenliebe ins Werk rief,
an welchen gerade die mittelalterlichen Städte so reich sind,
und in welchen die christliche Kirche in edelster Weise mittelbar
oder unmittelbar auf die Versöhnung mit der Not des
Lebens hinarbeitete. Freilich aber kann auch das nicht verschwiegen
werden, dass gerade durch Einrichtungen der letzteren
, die Männer- und Frauenklöster, den Zölibat u. a., Ver-
irrungen allerlei Art hervorgerufen wurden, die der Volkswitz
in Freiburg z. B. in Benennungen von Häusern wie das „zum
geilen Mönch" oder „zur geilen Nonne", welche in der Salzstraße
unmittelbar aneinander grenzten, entsprechend geiselte *.

II. Ärzte, Wundärzte, Apotheker und sonstiges „Heilpersonal".

Als im Jahre 805 Karl der Große im Kapitulare von
Thionville den von ihm gegründeten Klöstern, Reichenau,
St. Gallen, Fulda u. a., auch die Aufgabe gestellt hatte, ihre
Zöglinge, die künftigen Geistlichen, in der Arzneikunst zu
unterweisen, da knüpfte er an eine alte Einrichtung der
christlichen Kirche an, welche bereits seit Jahrhunderten
durch ihre Glieder, vom Erzbischof bis zum Pfarrer und
Mönch, Krankenpflege und ärztliche Tätigkeit hatte ausüben
lassen, und in deren Schoß gerade durch die Benediktiner die

1 Mhd. geil; muss nicht in unserm Sinne geil bedeuten, sondern
ist meist — „fröhlich". P.


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