Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 68
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Beck

Kopf, daß ihn Lavater selbst lieben, sich sein Bild kopiren würde,
wenn er ihn kennte. Sie sehen also, bester würdiger Mann, daß ich
in der Gaßner'schen Sache aus Ueberlegung gehandelt habe. Indeß
dürfen Sie mir gewiß vor vielen andern den Muth zutrauen, wann
stärkere Ueberzeugungsgründe die meinigen besiegen, öffentlich aufzutreten
und zu sagen, ich habe gelästert, was ich nicht verstand. So
lang ich aber überzeugt bin, so lang es selbst aus schriftlichen Zeug-
nißen erhellt (lesen Sie z. B. den Exorcismus mit der Oberhuberin1
und die neueste Schrift Sterzingers gegen Gaßner), daß Gaßner
nicht einmal ein Schwärmer, dann dazu hat er das Genie nicht, sondern
ein unwißender, grober, augenscheinlicher Betrüger sei, der den
Schwabenpöbel mit Taschenspielerkünsten äfft; so werd' ich fortfahren,
dem kleinen Kreise des Publikums, vor das ich schreibe, öffentlich und
laut zu sagen, was ich denke. Thut man's doch in Frankfurt und
Berlin auch. Gaßner ist iezt in Regensburg. Wollen sehen, was er
dort macht, wenigstens sind dort mehr Leute, die diesem geistlichen
Comus oder Philadelphia auf die Finger sehen können.

Unendlich theuer und schätzbar wird mir in Zukunft der Briefwechsel
mit einem Manne sein, der schon so oft in mein Herz hineinschrieb
, und dem ich schon so manche helle Stunde der Begeisterung
zu danken habe. Ihre Briefe sollen auch mir werth sein, wann sie
Verweisen ähnlich sehen, und wann ich mich nicht entsinnen kann,
einen so andächtig derben Ton verdient zu haben. Mit der Hochachtung
, die ich dem Verdienste schuldig bin, nenne ich mich
Ew. HochEhrwürden ganz gehorsamster

M. Schubart."

Eine Antwort auf diese Verteidigung scheint Schubart von
Lavatern nicht zu teil geworden zu sein; wenigstens liegt in der
Lavater sehen Briefsammlung der Züricher Stadtbibliothek eine solche
nicht vor. Im Spätherbst 1775 reiste Schubarts Ulmer Freund, der
bekannte Dichter Joh. Martin Miller (1750—1814), der sogenannte
„Sigwart-Miller1' und ehemalige Hainbündler, in die Schweiz und nahm
einen Brief Schubarts folgenden Inhalts für Lavater mit:

„Ulm, den 1. November 1775.

Dieser Brief, den mein Freund Miller Euer HochEhrwürden zu
überreichen die Ehre hat, ist nicht Zudringlichkeit und unverschämte

Konsistorialrat u. Hofprediger in Hannover, f 28. Aug. 1797. Allg. D.
Biogr. XVIII, S. 444—446.

1 Unter dem Titel: „Anna Oberhuberin" hatte Schubart vor, das ganze
Gaßner sehe Wesen zu schildern (siehe „Gesinnungen usw." II. S. 89/90),
stand aber aus Rücksichten auf seinen Gönner, den Ellwanger Fürstpropst
Grafen Ign. Ant. v. Fugger-Glött, wieder davon ab.


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