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Dorfsprüche oder Ortslitaneien aus dem Badischen Oberland 159
Auch das nahe, nördlich und östlich von Steinbühl gelegene
Schollachtal, das in den Eisenbach mündet, hat eine
Litanei, die aber leider nur als Bruchstück überliefert ist.
Schollacher Litanei.
Der Rengeter1 mit em Hafersack,
der Küehbur mit em lange Frack2.
der Oler mit dem Buckerhus,
der Beierle schaut obe rus,
der Winterhaider mit der dicke Frau,
der .... bur isch e Dr . . ks . .
So klingen sehr kräftig diese Dorfweisen vom hohen
Schwarzwald aus. Wer die Verhältnisse kennt und die Anspielungen
versteht, wird nicht leugnen können, dass diese Dorfsprüche
viel Witz enthalten.
Bemerkenswert scheint mir ein Hinweis, den G. Jungbauer
in der schönen von Pommer geleiteten Zeitschrift „Das
Deutsche Volkslied" macht3. Er behandelt hier Dorfsprüche
aus dem Böhmerwald und bespricht die von den Hofnamen
herstammenden Rufnamen der Bauern, die wir ja auch in unsern
Schwarzwälder Dorfsprüchen kennen gelernt haben — man beachte
wol, dass die Besitzer der Höfe sich meist ganz anders
„schreiben", als sie (ihrem Besitz nach) gerufen werden. Jungbauer
macht aufmerksam auf Dorfsprüche, welche die einzelnen
Hausnamen derart miteinander verbinden, dass sich ein witziger
Vorgang oder irgend eine Verrichtung daraus ergibt. So
schildert ein solcher Spruch aus Deutschhaide bei Oberplan die
Schlachtung eines Kalbs in der Weise, dass jeder Bauer dabei
eine Verrichtung hat. Ich habe bisher im Schwarzwald nur
einen einzigen Spruch dieser Art gefunden, und zwar in der
Gegend von Lenzkirch im hohen Schwarzwald. Während die
bisher mitgeteilten Dorfsprüche keinen inneren Zusammenhang
zwischen dem von den verschiedenen Hofbauern Ausgesagten
herstellten, bildet bei dem folgenden Spruch das Heraufziehen
eines Wetters den gemeinsamen Hintergrund.
1 Renget bildet mit Engenbach, Süßenbach und Hinterschollach das
Tal von Mittelschollach.
2 Anspielung auf die alte Tracht.
3 VII (1905), S. 62.
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