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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 170
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Bertsche

sich von selbst. Man könnte also auf sie das anwenden, was
von den Volksliedern gesagt wurde, sie entstehen nicht, sie
seien auf einmal da, sie liegen gleichsam in der Luft1. Bei
den Unnamen weiß man gewöhnlich auch nicht, von wannen
sie kommen, von wem sie stammen, d. h. wer sie zuerst den
betreffenden „aufgetrieben" hat. Und doch rühren sie meist von
einer einzelnen Person her, die beim erstmaligen Aussprechen
des Schimpfworts mehrere Zuhörer hatte, welche dasselbe als
zutreffend auch anwenden vor andern, die es dann absichtlich
verbreiten, bis es sich allmählich überall einbürgert und schließlich
allgemein gebraucht wird. Diese Art der Entstehung ist
nun sicher und genau festgestellt nur bei sieben Namen: dd
Knitz (§ 99), dd Sonnemann (§ 100), dd Gadir (§ 113, 3), de
„S'wird schon fest werdd" (§ 83), d'JBolzerschnäddrd (§ 93, 4),
S'Midtdrle (§ 76) und dd Zundl (§ 99). Diese Fälle können geradezu
als typisch betrachtet werden. Der Urheber des ersten Spitznamens
, ein fremder Beamter (Straßenmeister), schalt damit seinen
Untergebenen vor andern Arbeitern. Der zweite Spott wurde
zuerst ausgesprochen gegenüber einem Wirt vor seinen Gästen,
und zwar von einem ortsansässigen Arzt. Ein Spassvogel, ein
„Rappddide11-2 und Märchenerzähler (vulgo dd Turnapostel) hat
seinen beiden Kollegen (Maurer) die nächsten zwei Spottnamen
aufgebracht. Die übrigen drei rühren von dem bekannten,
satirisch veranlagten Lehrer B. her, der in seiner Geburtsstadt
etwa 60 Jahre wirkte (f 1870).

Man wird nicht fehl gehen, wenn man die Vermutung
ausspricht oder sogar behauptet, dass von diesen vier Persönlichkeiten
noch mehrere Schimpfnamen stammen, und zwar vom
letztgenannten andere Schulspitznamen, und vom lustigen und
luftigen Maurer ähnlich harmlose Neckereien. Von diesen beiden
wurde es nun tatsächlich mehrfach versichert, von den beiden
andern als sehr wahrscheinlich hingestellt, machten sie sich
doch gern lustig über die schlichten, „dummen" Landleute3.

1 Ein Hauptgrund der Bildung von so vielen verschiedenen Rufnamen
mag wol das häufige Vorkommen der gleichen Vornamen (vgl. § 6)
gewesen sein unb noch sein.

2 Vgl. Pfaffs Erklärung Alem. N. F. VI, 160.

3 Tatsächlich weisen verschiedene Worte und Ausdrücke, die nur
bei der Spitznamengebung (wie diese vier) vorkommen, auf fremden Ursprung
hin (s. z. B. Kaseklepper § 99).


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