Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
21.1905
Seite: 176
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Bertsche

nützung der Elternnamen für die Kinder sei noch folgendes hier
angeführt und vorweggenommen:

Will man ein Kind kennen lernen, so fragt man dasselbe
zuerst nicht nach seinem eigenen Namen (denn man bekäme bei
kleineren doch nur den Vornamen zu hören), sondern nach seinen
Eltern, und zwar mit der stehenden Frage: „ Wemm Jcherscht
(du)?" Darauf antworten sie dann meist mit dem allgemeinen
Rufnamen ihres Vaters, oder häufig auch mit dem Familiennamen
(ßJs'JBeUers, s'JBoteers). Manchmal bringen sie auch in
der neueren Zeit, von der Schule beeinflusst, den regelrechten
Schriftnamen ihres Vaters vor. Versteht und kennt man
diesen aber nicht, so ersetzen sie ihn selbst rasch durch den
geläufigeren Rufnamen, bisweilen sogar durch den gangbaren,
stets gebrauchten Spitznamen. „Im Seltdwanfjer", erwiderte mir
einmal fast mit einem gewissen Stolz ein zwölfjähriger Knabe.

5. Da jeder Vokal vor (und bisweilen auch nach) Nasal
immer auch nasaliert ausgesprochen wird, ist dies nur dann angedeutet
, wenn der Nasal abgefallen ist. Das umgekehrte e (d)
bedeutet das sehr oft vorkommende unbetonte, dumpfe e (sogenannter
Indifferenzvokal). Bei der Häufigkeit der Suffixe
-er, -el ist es hier jedoch als selbstverständlich unbezeichnet gelassen
. Um das Lesen der Namen nicht unnötigerweise zu erschweren
, wurde es meistens auch nicht berücksichtigt, dass s
vor Konsonant auch im Inlaut wie sch und statt p und t die
entsprechenden tonlosen Medien gesprochen werden. Ebenso ist
die Kürze oder Länge, sowie die Qualität eines o oder e nur
ausnahmsweise phonetisch angegeben.

Rufnamen.

§ 6. Die primitivsten und natürlichsten, und deshalb auch
die häufigsten Rufnamen sind die Taufnamen. Da man immer
noch die Ansicht unserer Altvordern teilt, dass diese vor dem
Zunamen die Bedeutung des Individuellen voraushaben1 und
dazu die der Gemütlichkeit und Vertraulichkeit, gebraucht man
sie fast ausschließlich, wie in einer Familie, bei der Anrede
gegenüber Groß und Klein, Frauen und Männern, und sogar
auch dann, wenn man, z. B. älteren Leuten gegenüber — wie

1 Vgl. Socin S. 678 Anm. 3.


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