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Bert sehe
von ihm absticht. Dabei wird der Vorname der Frau nur an
solche Schimpfnamen angefügt, die schon lange eingebürgert
sind und mehrere Vertreter in der Verwandtschaft haben, besonders
auch dann, wenn schon im Schimpfnamen des Manns
sein Taufname steckt (§ 59). Sonst haben wir einfach movierte
Feminina.
d''Hibemanne von dd Hiber, dl gädl Vittor oder d'Gädld-
vittor, Frau des sogenannten Gädfa; d'Stachemarei von Stacheadolf
; d'Stiblekättri, Frau des Stible oder StiUejohann. —
d'Adelflin zu s'Adelfle, d' Grossjparisere zu Grossparis, d'Didr-
st ändere, d'Fünffißsslßre zu Fünffudss, $ Funkin; d?Hölebeislin
(Holebeisle), d'Kud^rädlin von Kvtßraad; d'Primdglasere; d'Rinal-
dinin;d'Tschäpp9re,d' Vittordschnidßre; d?Nettwettdre oder d' Wettdre;
d?Zundelhainere oder d'Zundlin von Zundelhainer oder Zundl.
Eigenartigerweise kam s'Kampelburgele, früher s'Färberburgele, zu
ihrem Namen. Ihr Mann, ein Färber, stahl einst eine Anzahl von Kämmen
— dd Kampel oder Sträl, verschwand aber nach Amerika, bevor er ge-
fasst werden konnte, und hinterließ seiner Strohwitwe nicht viel mehr als
diesen Schimpfnamen.
§ 67. Übersicht über die Schimpfnamen. Da für die
Unnamen annähernd dieselben Prinzipien der Bildung und die
gleichen Gesetze der Vererbung gelten wie für die bisher
behandelten Rufnamen — entstehen sie doch meistens ganz
parallel und analog diesen — so werden sie im folgenden mehr
dem Inhalt und der Bedeutung nach betrachtet als nach der
Form.
Danach sind sie auch eingeteilt in solche, deren Entstehung
veranlasst wurde durch
1. körperliche Mängel und Eigenarten im Äußern,
2. Fehler der Aussprache und Redeweise,
3. geistige Eigentümlichkeiten, sittliche Schwächen und
Fehler,
4. zufällige Ereignisse, darunter besonders Begebenheiten
von 1848 und Fastnachtsscherze,
5. Art und Weise der Beschäftigung,
6. Abstammung und Verwandtschaft — Vererbung und
Übertragung von Schimpfnamen —,
7. eigentümliche Wohnungsverhältnisse, endlich
8. Namensverdrehungen.
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