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Die volkstümlichen Personennamen
einer oberbadischen Stadt.
Ein Beitrag zur Geschichte der alemannischen Namengebung
von Karl Bertsche.
(Schluss.)
§ 75. Ein männliches Aussehen und dem entsprechendes
Betragen bei Mädchen oder Frauen wird folgendermaßen
originell gekennzeichnet:
a) äd Schatzdseppl oder dd Märscseppl, statt d'ScJiatzdscppd
oder -seff<> = Josepha — Seppl ist ein verächtlicher Name für
Joseph — Tochter des J. Schatz vulgo Marse, die sich erst mit
40 Jahren verheiratete; dd Ma^bud, in der Schule = s'Midtterle
= Mütterlein, s. § 76, die bis zu 37 Jahren ledig war; dd
Paidus, eine alte Jungfer, Paulina R. = dd KnancJc, §85, die
„Meister" ist in einer Familie von Geschwistern, ledigen und
verheirateten, auch verwitweten; dd GocMjohann — dd Gockl,
s. 92, 3, eine böse Schwätzerin, Johanna Sch.; dd BaTbutz, die
als Mädchen ihrem Vater = dd Bachwanger, halbieren — rasieren
half, ebenso ihre Schwester Balbina; daher wol die Scherzbildung.
Sie war sehr ausgelassen und dafür stadtbekannt, weshalb sie
auch mit dem folgenden kuriosen Fastnachtsvers aus den 40 er
Jahren verspottet wurde:
Ex domini pace!
S'Bachtvangers Schicafrjse = schwarzgelockte Tochter des.
Wagners am Bache,
D'Millerknäacht und d''Hafnergselld (die in ihrer Nähe
wohnten)
Dondr (tun ihr) dd Win uff d'Stegd stelfo.
Dd Modett. Vielleicht ist hier der männliche Artikel nur in Anlehnung
an ihren wol ersten Spottnamen dd ScJimisett. gesetzt,
Alemannia N. F. 6, 4.
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